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Team Ludwig: Wer sind die neuen SPÖ-Stadträte?

1-01-1970, 00:00

Veronica Kaup-Hasler, von 2006 bis 2017 Leiterin des Festivals “steirischer herbst” in Graz, ist eine ausgewiesene Theaterfachfrau. Nun wird die ehemalige Dramaturgin am Wiener Burgtheater, die auch Erfahrungen bei den Salzburger Festspielen, am Theater Basel und bei den Wiener Festwochen sammelte, zur Nachfolgerin von Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und übernimmt das Kulturressort der Stadt Wien.

Seltsames Wesen in der Regierung

Der künftige Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) lobte bei der Präsentation ihre bisherige Arbeit: “Ich kenne und schätze sie noch, als sie im Rahmen der Wiener Festwochen als Dramaturgin und enge Mitarbeiterin des Intendanten Luc Bondy tätig war.” Kaup-Hasler wiederum wunderte sich über ihre Kür selbst: “Aber ich habe in dieser Biografie schon einige Volten geschlagen.” Ludwig dankte sie mit einer unerwarteten Selbsteinschätzung: “Danke für den Mut, jemanden zu nehmen, der ein seltsames Wesen ist.” Dieser revanchierte sich wiederum mit dem Bekenntnis, dass “gerade seltsame Wesen Platz in der Sozialdemokratie haben sollen”.

1998 bis Juni 2001 war Kaup-Hasler Lehrbeauftragte an der Akademie der Bildenden Künste in der Meisterklasse von Erich Wonder. Ende Jänner 2001 wurde sie zur Künstlerischen Leiterin des biennalen Festivals “Theaterformen” bestellt, das unter ihrer Führung 2002 und 2004 stattfand. 2006 folgte sie schließlich Peter Oswald als Intendantin des Festivals “steirischer herbst”, an dessen Spitze sie bis 2017 blieb und das sie wesentlich prägte.

Frischer Wind in die Kultur

“Wir hatten 75 Prozent neue Arbeiten oder Auftragsarbeiten, der herbst ist ein Unikat in dieser Hinsicht”, meinte sie nach Ende der letzten Festivalausgabe unter ihrer Leitung. Eine Stärke des Festivals sei es auch immer gewesen, dass “wir alle Sparten umfassen”. In Graz wollte sie ein Publikum erreichen, “das nicht nur aus Freunden, Kollegen und Kulturschaffenden besteht”. So etablierte sie etwa die Idee eines Festivalzentrums, das jährlich wechselte sowie Plätze wie das ehemalige Zollamt am Hauptbahnhof oder den Pavillon im Volksgarten ins Kulturgeschehen einbezog. Besonders stark förderte sie Performance und zeitgenössischen Tanz.

Abseits des Festivalbetriebs war Veronica Kaup-Hasler Jurymitglied der Wiener Theaterjury, bei der internationalen Performance-Plattform “Plateaux” am Mousonturm (Frankfurt) und beim Wettbewerb “evolutionäre Zellen” der Frankfurter Künstlergruppe finger.

Kathrin Gaal als Fixstarterin

Sie galt als Fixstarterin im Team Ludwig: Kathrin Gaal wird neue Wohnbaustadträtin und übernimmt auch die Frauenagenden. Die 42-Jährige ist Bezirksparteivorsitzende der SPÖ in Favoriten – also Vertreterin eines sogenannten Flächenbezirks – und Wiener Gemeinderätin. Sie folgt in der Geschäftsgruppe auf den neuen Wiener SPÖ-Chef und künftigen Bürgermeister Michael Ludwig.

Öffentlich trat Gaal bisher relativ wenig in Erscheinung. Im Richtungsstreit innerhalb der SPÖ stellte sich Gaal hinter den damaligen Bundesvorsitzenden und Kanzler Werner Faymann. Als die innerparteilichen Rufe nach dessen Rücktritt laut wurden, sprach sich die SP-Chefin des 10. Bezirks gegen eine Personaldebatte aus und betonte die “klare Unterstützung für den Häupl-Faymann-Kurs”. Im Rennen um die Nachfolge Michael Häupls unterstützte Gaal dann – auch wenn sie das medial nicht trommelte – Michael Ludwig, der sie dafür nun belohnte.

Vorsitzende der SPÖ Favoriten

Seit 2009 ist sie im Vorstand der Wiener SPÖ und damit eine von fünf Stellvertretern von Parteichef Ludwig. Im April 2011 wurde Gaal zur Vorsitzenden der SPÖ Favoriten gewählt. Sie folgte ihrem Vater nach, dem ehemaligen Nationalratsabgeordneten Anton Gaal, der die Bezirkspartei 23 Jahre lang geführt hatte. Künftig wird sie für die Bereiche Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und – dies wurde am Montag bei der Präsentation verkündet – Frauen zuständig sein. Bisher waren die Frauenagenden im Gesundheits- und Sozialressort angesiedelt.

Peter Hanke: Von Wien-Holding zu Stadt Wien

Peter Hanke folgt auf seine bisherige Chefin Renate Brauner: Der langjährige Wien-Holding-Direktor wurde am Montag vom künftigen Bürgermeister Michael Ludwig als designierter Wirtschafts- und Finanzstadtrat präsentiert – ein nicht wirklich überraschender Schritt. Hanke galt bereits seit Wochen als aussichtsreicher Kandidat.

Wien. Der am 28. März 1964 geborene Wiener studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Schon seit 1993 ist er in der Wien Holding tätig. Unter deren Dach sind die Beteiligungen der Stadt gebündelt. Zu den wichtigsten Betrieben gehören der Hafen Wien, die Messe Wien, der Twin City Liner, die Wiener Stadthalle, die Vereinigten Bühnen Wien (VBW), die Therme Wien oder der Stadt-TV-Sender W24.

Hanke ohne Parteilaufbahn

Hanke kann – völlig anders als seine Demnächst-Vorgängerin Renate Brauner – keine Parteilaufbahn vorweisen. Aus der Politik hat er sich bisher weitgehend herausgehalten. Abseits des Managerjobs engagiert er sich bei den Kinderfreunden, wo er im erweiterten Vorstand sitzt. Er ist auch Vorstandsmitglied im Verein “Wirtschaft und Integration” und Mitglied im Fachausschuss für Kongressförderung im Wien Tourismus.

Peter Hacker, der Flüchtlingskoordinator

Mit Peter Hacker rückt ein profunder Stadtmanager in die Riege der Wiener Regierungsmannschaft auf. Der 54-Jährige steht seit 17 Jahren dem damals neu gegründeten Fonds Soziales Wien (FSW) vor und organisiert damit Krankenbetreuung, Pflege oder Wohnungslosenhilfe für rund 130.000 Menschen. Durchaus breite Anerkennung wurde ihm in seiner Rolle als Flüchtlingskoordinator zuteil.

Obwohl erst 54 Jahre alt, kann man Hacker – dem schon in der Vergangenheit immer Aussichten auf ein politisches Spitzenamt nachgesagt wurden – durchaus als alten Haudegen im Rathaus-Universum bezeichnen. Immerhin verbrachte der am 29. Juni 1963 geborene Wiener weit mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens in der Verwaltung. 1982 trat er in den Dienst der Stadt Wien ein, 1985 holte ihn der damalige SPÖ-Bürgermeister Helmut Zilk als Berater ins Team, wobei Hacker sich vor allem mit Bürgeranliegen, Jugend und Soziales beschäftigte.

Drogenkoordinator und Chef bei Fonds Soziales Wien

1992 wurde er zum städtischen Drogenkoordinator berufen, was er bis 2003 blieb. Bereits zwei Jahre davor machte er allerdings seinen bisher wohl wichtigsten Karriereschritt. Hacker wurde Chef der 100-prozentigen Stadt-Tochter Fonds Soziales Wien. Die Einrichtung mit rund 1.600 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von aktuell 1,7 Mrd. Euro stellt Krankenbetreuung und Pflegeleistungen zur Verfügung, kümmert sich um die Unterbringung von Obdachlosen, fördert Menschen mit Behinderung und bietet eine Schuldnerberatung an.

Stark in den Fokus rückte der FSW freilich infolge der großen Flüchtlingsbewegungen ab Herbst 2015. Gerade hier wurde nachvollziehbar, warum Hacker das Image eines hemdsärmeligen Machers hat. Von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) offiziell als Flüchtlingskoordinator Wiens ernannt, löste er die Herausforderungen mit pragmatischer Tatkraft, schuf mit zahlreichen Organisationen rasch dauerhafte und temporäre Unterkünfte und sorgte so für eine so gut wie reibungslose Versorgungsabwicklung – mit durchaus hoher Einsatzbereitschaft. “Ich bin froh, wenn mich meine Frau noch erkennt, wenn ich nach Hause komme”, sagte er am Höhepunkt der Flüchtlingsbewegungen in einem Interview.

Nimmt kein Blatt vor den Mund

Hacker gilt zudem als gut vernetzter Manager, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Er scheute sich etwa nicht, gegen die teils lautstarken Proteste von Parteien und Bürgern gegen Flüchtlingsquartiere anzuargumentieren. Außerdem sparte er nicht mit Kritik am Innen- oder Integrationsministerium. Beiden warf er sinngemäß mangelnden Willen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise vor.

Obwohl der FSW-Chef für die praktische Umsetzung der sozialpolitischen Konzepte verantwortlich war, geriet er – anders als seine vergangenen Ressortchefinnen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger – nie ins oppositionelle oder mediale Dauerfeuer. Das könnte sich mit der Übernahme des derzeit wohl schwierigsten Ressorts in der Wiener Kommunalpolitik schnell ändern.

(APA/red)

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