Am Freitagabend werden die Wiener Festwochen eröffnet, die zweiten unter Intendant Tomas Zierhofer-Kin. Hoffentlich steht die erste Festwochen-Produktion, die bereits seit heute vor dem Museumsquartier zu sehen ist, nicht pars pro toto für das restliche Festival. “Phobiarama” schließt nämlich nahtlos an das heftig kritisierte Vorjahr an: vollmundige Ankündigungen und enttäuschend wenig dahinter.
Keine Angst vor und in “Phobiarama”
“Mitten in der Stadt erhebt sich ein Geisterhaus des 21. Jahrhunderts. Dessen Besuch ist ein Ausflug in die neuen Ängste unserer Gesellschaft”, verspricht die Festwochen-Werbung. “‘Phobiarama’ ist ein Theater der Angst, wie es von Terrorist*innen, Politiker*innen und Medien inszeniert wird.” Das klingt vielversprechend, und tatsächlich nähert man sich der hermetisch geschlossenen Halle, die vor dem Museumsquartier aufgebaut wurde, mit Respekt und Neugier. Drinnen soll es sehr finster sein. Klaustrophobiker riskieren da lieber nichts und bleiben draußen. Gespannt sucht man in einem dunklen, engen Gang die einem zugewiesene Eingangstüre und setzt sich in das dahinter wartende Zwei-Personen-Wägelchen. Das Dämmerlicht geht aus. Die Fahrt beginnt.
Verharmlosung als zentraler Begriff der Performance
Der niederländische Künstler und Theatermacher Dries Verhoeven lud 2008 bei den Festwochen mit “dein reich komme” zu einer “Theaterinstallation für einen Zuschauer” in einen Baucontainer und erhielt 2009 für seine intime Hotel-Installation “You are here” den “Young Directors Award” der Salzburger Festspiele. Er hat also bewiesen, dass er seinen Zuschauern irritierend nahe kommen kann. Keine schlechten Voraussetzungen für gehörigen Geisterbahn-Grusel. Die Erwartungen werden nicht erfüllt.
Bei “Phobiarama” hat die Company die Kritiker gebeten, Spoiler nach Möglichkeit zu vermeiden. Dieser Wunsch ist verständlich und zu respektieren. Doch wie kritisiert man etwas, das man nicht beschreiben darf? Dann also ganz allgemein: Der Begriff der Verharmlosung, der in den vergangenen Tagen in der politischen Debatte immer wieder vorkam, kann getrost auch auf diese Performance angewandt werden. Das Schüren von Ängsten wird von Politikern in der ganzen Welt, aber auch von anderen Gruppen, die gezielt Verunsicherung verbreiten wollen, deutlich subtiler betrieben. Die dabei verwendeten Klischees gegen sich zu kehren, erfordert großes Fingerspitzengefühl, um zu treffen. Um eventuell etwas zu bewirken.
Schade um das an sich tolle Konzept von “Phobiarama”. Vielleicht ist das ja aber auch die wahre Intention: Hinter die Masken zu schauen, Doppelspiele zu entlarven, öffentliche Botschaften zu decodieren und politisch vermittelte Bilder mit der Realität abzugleichen, bleibt weiterhin eine Aufgabe, die man selbst leisten muss. Damit man nicht eines Tages zu spät erkennt, was sich hinter glatten, harmlos wirkenden Fassaden tatsächlich verbirgt.
(APA/Red)