In der Neuaufstellung der als Dependance des Kunsthistorischen Museums geführten Präsentation des gesammelten Fuhrparks werden am Ende des auf eine Reise durch das höfische Leben von 1700 bis 1918 einladenden Rundgangs drei Hochgeschwindigkeits-Fahrzeuge der Habsburger aus drei Jahrhunderten einander gegenüberstellt.
Dabei geht es in genau 200 Jahren von 2 auf 140 Pferdestärken. 1814 wurde eine elegante und filigrane “Pirutsche” mit vergoldetem Fahrgestell und reichem künstlerischem Dekor als persönlicher Sportwagen für Kaiser Franz I. gebaut. Mit diesem Zweispänner soll eine Geschwindigkeit von bis zu 16 Stundenkilometer erreicht worden sein.
Der Kaiserwagen mit 45 PS
1914 fuhr Kaiser Karl I. bereits mit 45 PS durch die Gegend: Sein “Kaiserwagen”, das einzig erhaltene Automobil aus einem zu Monarchie-Ende gut zwei Dutzend Autos umfassenden Fuhrpark des Wiener Hofes, hat einen Benzinmotor, 5 Gänge (inklusive Rückwärtsgang) und erreichte 90 Stundenkilometer. Bei Privatfahrten soll der Kaiser gerne selbst am Steuer gesessen sein. 2014 schließlich wurde vom Schweizer Künstlerkollektiv Sabina Lang und Daniel Baumann ein “Art Car” für den jungen Rennfahrer Ferdinand Habsburg designt.
Der 20-jährigen Sohn von Karl und Francesca Habsburg, ein Urenkel des letzten Kaisers, hat mit dem 140 PS starken Rennwagen (Formula Renault 1.6), der 230 Stundenkilometer erreicht, seine erste Formel-Saison bestritten. Seit 2017 fährt der Habsburger in der Formel-3 Europameisterschaft.
Formula Renault 1.6 mit Wahrnehmungsverändertem Motiv
Das für ihn von Lang/Baumann entwickelte Motiv zeigt eine mehrfarbig gestreiften Welle in leuchtenden Farben. “Die spannende Herausforderung war für uns eine Malerei zu entwickeln, von der wir wussten, dass sie als Gesamtes unfassbar bleibt: obwohl als eine zusammenhängende Zeichnung konzipiert, zeigt jede Seite des Objektes ein völlig anderes Bild, welches zudem noch an einem vorbei rast”, so das seit 1990 zusammenarbeitende Künstler-Duo, dessen Werk Installationen, Skulpturen, großflächige Wand- oder Bodenmalerei und architektonische Interventionen umfasst.
“Lang/Baumann hinterfragen, häufig auf spielerische Art, gängige Normen und Wahrnehmungsmuster und begeben sich mit ihrer opulenten Bildsprache bewusst auf eine Gratwanderung zwischen klar definierten Bereichen: Öffentlichem und privatem Raum, Vertrautem und Ungewohntem, Kunst und Funktionalität”, heißt es im Pressetext. “Die meisten Arbeiten sind ortsspezifisch, einige sind modular angelegt und können so unterschiedlichen Situationen angepasst werden. Zahlreiche der Werke können nicht nur betrachtet, sondern auch benutzt werden; andere täuschen eine Benutzbarkeit nur vor oder sabotieren sie auf listige Weise.”