Für den 25-jährigen Soulsänger ist es das erste Konzert in Österreich. Er habe versucht, den Abend so erfreulich wie möglich zu gestalten, meint er und entschuldigt sich schon zu Beginn beim Publikum: “Ich weiß, dass meine Musik ein bisschen deprimierend ist.” Mehr Selbstbewusstsein würde ihm sicherlich nicht schaden, immerhin scheint dieses Vorhaben für den Musiker ein leichtes zu sein. Obwohl es an diesem Abend nur Sitzplätze in der Stadthalle gibt, hält es die wenigsten auf ihren Stühlen.
Lichtspiele bei Sam Smiths Konzert in der Wiener Stadthalle
Balladen wie “Burning” – die erste Nummer des Abends – werden mit dramatischen Lichtspielen unterstrichen, bei “One Last Song” lässt Smith die Leute aufstehen und tanzen, bei “I’m Not the Only One” bringt er sie zum Singen. Die eingangs auf die Bildschirme projizierte Bitte, doch die Mobiltelefone auszuschalten, wird schließlich vom Sänger selbst ignoriert. Als Smith an seine Fans appelliert, die Handyleuchten zur Bühne zu richten, wird es im Saal plötzlich taghell.
Schon sein Erscheinen auf der Bühne legt nahe, dass der Musiker ein Freund der dramatischen Auftritte ist. Ist es in dem einen Moment noch dunkel, sitzt er im nächsten schon mit starrem Blick im Scheinwerferlicht. Dabei hätte die Show vermutlich auch ohne die zahllosen theatralischen Akzente funktioniert. Denn der Schmusesänger kann vor allem mit seiner Stimme überzeugen, mit der er besonders gerne hohe Töne anschlägt. Unterstützend weiß Smith auf seiner dreieckigen Bühne nicht nur eine Band, sondern auch vier Backgroundsänger hinter sich. Ansonsten hält er es, bis auf eine opulente Pyramide im Hintergrund, eher minimalistisch.
Theatralischer Kitsch
Im Sinne des fröhlichen Abends zeigt Smith dann auch, dass er es selbst nicht so ernst mit sich meint. “Wie verdammt dramatisch war das!”, ruft er nach der Performance seines James-Bond- und Oscar-Hits “Writing’s On the Wall”, während der sich die Pyramide im Hintergrund öffnet. Die Authentizität kann man dem Briten aber sicherlich nicht absprechen. Als er mit “Scars” die Trennung seiner Eltern besingt, ist das rührend; ebenso, als er sich nach der Hymne “HIM” dazu bekennt, ein “stolzer schwuler Mann” zu sein.
Bei der Zugabe wird es dann nochmals theatralisch, und auch ein bisschen Kitsch darf schließlich sein: In einen langen Mantel gehüllt, steigt Smith eine goldene Wendeltreppe inmitten der Pyramide hinauf. Wie ein Prediger auf seiner Kanzel singt er zu seinen begeisterten Schäfchen. Beim Hit “Stay With Me” – Smith steht inzwischen wieder auf der Bühne – lässt sich der Sänger feierlich mit rotem Konfetti berieseln. Man hätte es ihm nicht übelgenommen, wäre er wirklich noch länger geblieben. Nach drei Liedern ist dann aber Schluss, und Smith verschwindet in der gleichen Pose, in der er kam, unter die Bühne.
(APA/Red)