Auf der Maturareise in Griechenland tauchte der damalige 18-jährige Demblin mit dem Kopf voraus in eine Welle – und erwachte erst wieder im Wiener AKH mit der Diagnose “Querschnittslähmung”. Das ist jetzt 23 Jahre her. Seitdem gründete Demblin zwei erfolgreiche Unternehmen, eine Familie – und ist getrieben vom Gedanken, irgendwann wieder laufen zu können.
VIENNA.at: Wie fühlte es sich an, plötzlich nicht mehr laufen zu können?
Demblin: Am Anfang war das natürlich ein Schock. Da dachte ich mir oft “Warum ich?” oder “Macht so ein Leben überhaupt Sinn?”. Erst nach einigen Wochen konnte ich so wirklich realisieren, was da überhaupt passiert ist.
Also konnten Sie sich nicht einfach mit ihrer Behinderung abfinden?
Demblin: Zuerst wollte ich meine Behinderung gar nicht wahrhaben. Ich dachte mir: “Irgendwann wirst du wieder gehen lernen”. Dafür bin ich zu allerlei Ärzten gefahren und sogar in die USA, habe Therapien gemacht und Trainings. Nach zwei Jahren haben dann aber auch die Ärzte gesagt: “Da ist nichts mehr zu machen”.
Ein psychischer Rückschlag?
Demblin: Im Gegenteil. Damals habe ich alle Extreme durchprobiert, bin durch Asien gereist, bin Fallschirmspringen gegangen, bin vor Bali getaucht.
Und jetzt wollen Sie beim “Wings for Life”-Run mitlaufen?
Demblin: Wohl auch, weil ich früher viel Sport gemacht habe, ich habe Tennis und Basketball gespielt. Nach meinem Unfall war das mit einem Schlag weg. Und auch von der Gesellschaft wird man komplett anders behandelt. Die sehen meinen Rollstuhl und sind total verunsichert – wissen nicht was sie sagen oder machen sollen. Mein langfristiges Ziel ist es, dass sich im gesellschaftlichen Denken etwas ändert.
Wie soll man also idealerweise damit umgehen?
Demblin: Behinderungen werden immer noch zu sehr als “etwas nicht können” betrachtet. Dabei leben 20 Prozent der Bevölkerung – inklusive vieler älterer Leute – mit irgendwelchen Behinderungen. Und bei 95 Prozent sind die Behinderungen gar nicht sichtbar. Da hilft uns die heutige Technik extrem, körperliche Behinderungen wieder auszugleichen.
Wie etwa ein Exoskelett?
Demblin: Nicht nur. Alleine das Internet war schon eine Revolution für Menschen mit Behinderungen, die neue Jobs im Web gefunden haben. Und ja, zukünftig kann ich mir auch Exoskelette vorstellen, Implantate oder was sonst noch alles entwickelt wird. Und dass der genauso angenommen wird, wie jemand, der heutzutage eine Brille trägt.
Aber ganz so weit ist es dann doch nicht.
Demblin: Nein sicher nicht, das Training mit dem Exoskelett war ein schönes Stück Arbeit. Zuerst musste ich einmal einen Therapeuten finden, der mit mir trainiert, beim ersten Mal schaffte ich gerade Mal 200 Schritte. Mittlerweile bin ich bei 2.000 und ich brauche immer weniger Unterstützung. In vielleicht fünf bis zehn Jahren könnte ich womöglich alleine laufen.
Das wäre eine ganz neue Lebensqualität für Sie.
Demblin: Das ist es schon jetzt. Mein Selbstbewusstsein erlebt durch das Training einen enormen Aufschwung. Es motiviert mich, ich bin danach kreativer. Beim Laufen aktivierst du nämlich Hirnareale, die du sitzend gar nie brauchst.
Abschlussfrage: Denken Sie noch oft zurück und fragen sich “Was wäre wenn…?”
Demblin: Der Unfall ist jetzt 23 Jahre her und ich habe eigentlich alles erreicht, was ich mir je erwünscht habe. Natürlich denke ich ab und zu zurück, aber nicht im negativen Sinn. Da frage ich mich: “Wäre ich auch ohne meinen Unfall so erfolgreich geworden oder bin ich gerade durch meinen Unfall so erfolgreich geworden.” Aber das kann man hinterher nicht mehr sagen.
Zudem plant Demblin ein Therapiezentrum einzurichten, das es querschnittsgelähmten Menschen ermöglichen soll, mit Exoskeletten wieder gehen zu können.