Mit dem Josephinum, 1785 von Joseph II. als militärisch-chirurgische Akademie gegründet, wurde die Ausbildung der Chirurgen auf neue Beine gestellt. Diese wurden erst dadurch von Handwerkern zu akademisch ausgebildeten Ärzten. Zu diesem Zweck schaffte der Kaiser als Lehrinstrumente rund 1.200 in Italien gefertigte anatomische Wachsmodelle an, von denen viele noch heute zu sehen sind. Seit 1920 beherbergt die Einrichtung als ausgegliederte Gesellschaft die medizinischen Sammlungen der Uni.
Das von Isidor Canevale errichtete Gebäude gilt als architektonisches Paradezeichen der Aufklärung. Neben den Wachsmodellen beherbergt es unter anderem eine Sammlung historischer chirurgischer Instrumente, eine medizinhistorische Bibliothek sowie eine Bilder- und eine Handschriftensammlung. Da es aber “baulich nicht ganz in Schuss” ist, umschrieb es Medizin-Uni-Rektor Markus Müller, verharrten die Sammlungen “ein bisschen im Dornröschenschlaf”.
Historische Wandmalereien sollen freigelegt werden
Durch die Sanierungsmaßnahmen – mit der Fassade wurde ein Teil bereits vorgezogen – sollen bis 2021 etwa der Vorplatz und der Eingangsbereich neu gestaltet werden. Die Sammlungen sollen sich künftig über das Erd- und das erste Obergeschoß erstrecken. Der Hörsaal als Gebäude-Herzstück wird dann wieder wie ursprünglich über das erste und zweite Obergeschoß reichen, eine in den 1960ern eingezogene Zwischendecke abgebrochen und historische Wandmalereien freigelegt.
Künftig soll es eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses und der Wiener Medizinischen Schulen geben sowie zur Medizin in der NS-Zeit, den Sammlungen der Zahnmedizin und aus der Endoskopie.
Größere Baumaßnahme bereits abgeschlossen
Bereits abgeschlossen ist eine weitere größere Baumaßnahme der BIG an der Medizin-Uni: Um rund 13,7 Millionen Euro wurde ein zuvor leer stehender Trakt neben der Zahnklinik saniert. Dort finden sich nun Studienabteilung, Institutsbüros sowie Backup-Rechenzentrum.
Beim derzeitigen Opus Magnum der Bautätigkeit an der Medizin-Uni steht dann voraussichtlich im Juli die Entscheidung im Architekturwettbewerb an: Bis 2025 sollen auf einer Nutzfläche von 35.000 Quadratmetern um 340 Mio. Euro wesentliche Teile der Vorklinik auf einem neuen Campus in der Mariannengasse zusammengezogen werden.
APA/red