
In einer unter Wasser stehenden Chemieanlage nahe der US-Metropole Houston droht eine Explosion. "Wir bereiten uns in Crosby auf das vor, was wir als das schlimmste Szenario einschätzen", erklärte der Chef der US-Filiale des französischen Konzerns Arkema, Kenneth Rowe, am Mittwoch.
Die in der Fabrik gelagerten Chemikalien müssen nach Angaben der Firma dringend gekühlt werden. Rowe erklärte, derzeit stehe das Wasser in der Fabrik 1,80 Meter hoch. Jegliche Stromversorgung sei ausgefallen. Es gebe nun keine Möglichkeit mehr, eine Explosion zu verhindern. Die Mitarbeiter der Anlage seien in Sicherheit gebracht worden.
Rowe versicherte, dass es Notfallpläne gebe. Er erinnerte daran, dass die Anrainer der Chemiefabrik bereits am Dienstag in Sicherheit gebracht wurden. In der Anlage werden organische Peroxide produziert, die für die Herstellung von Plastik und von Pharmaprodukten verwendet werden.
Die Lage in den Überflutungsgebieten im US-Bundesstaat Texas bleibt dramatisch - obwohl der Sturm "Harvey" weiter an Stärke verloren hat. Während sich die Situation in der Millionenmetropole Houston etwas verbessert hat, kämpfen die Städte Beaumont und Port Arthur mit steigenden Wasserpegeln.
"Harvey" sollte in südwestlicher Richtung weiter durch Louisiana ziehen und am Donnerstag Mississippi erreichen, wie der nationale Wetterdienst mitteilte.
Das Hurrikan-Zentrum stufte den Sturm zwar inzwischen weiter herunter, warnte aber noch immer vor lebensbedrohlichen Bedingungen. Auch Tennessee und Kentucky rüsteten sich für mögliche Überschwemmungen. Die Zahl der Toten in Texas stieg unterdessen weiter: Inoffizielle Schätzungen gingen von mehr als 20 Todesopfern aus, der Sender CNN etwa sprach von mindestens 28.
Die US-Marine kündigte an, am Donnerstag die Schiffe USS Kearsarge und die USS Oak Hill vor die Küste von Texas zu schicken. Sie sollen dort die örtlichen Behörden bei den Bergungs- und Rettungsarbeiten unterstützen.
Houston wurde am Mittwoch von weiteren schweren Regenfällen verschont; erstmals schien dort wieder die Sonne. Eine echte Entspannung der Lage war aber nicht in Sicht, auch wenn die Pegel leicht sanken. Schätzungen zufolge stand ein Drittel der Stadt unter Wasser. Rettungskräfte kämpften sich am fünften Tag in Folge von Haus zu Haus, um Bewohner aus den überfluteten Straßen zu retten.
