Wie griechische Medien berichteten, haben die Verhandlungen zwischen dem griechischen Außenminister Nikos Kotzias und seinem mazedonischen Amtskollegen Nikola Dimitrov bereits am Donnerstagabend begonnen. Zuletzt lagen fünf Vorschläge Nimetz’ für die “Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien (FYROM) auf dem Tisch: “Republik Neues Mazedonien”, “Republik Nord-Mazedonien”, “Republik Ober-Mazedonien”, “Republik Wardar-Mazedonien” und “Republik Mazedonien (Skopje)”. Als wahrscheinlichste Lösungen kristallisierten sich in der vergangenen Woche dabei die Bezeichnungen “Republik “Ober-Mazedonien” bzw. “Republik Nord-Mazedonien” heraus. Einigkeit herrscht in jedem Fall darüber, dass der künftige Name eine geografische Bestimmung haben soll.
Dass beide Minister mit relativ großen Journalistendelegationen nach Österreich reisen wird in Expertenkreisen als Hinweis darauf gedeutet, dass man mit einer Einigung rechnet. Diese wäre ein historisches Ereignis, schwelt der griechisch-mazedonische Namenskonflikt doch bereits seit 27 Jahren.
Zeichen der Annäherung
Tatsächlich vermeldeten beide Seiten in den vergangenen Wochen immer wieder Fortschritte und berichteten von einer Annäherung in dem Streit. Als Zeichen des guten Willens hatte die mazedonische Regierung Anfang Februar beschlossen, den Namen des Airports von “Alexander der Große” in “Internationaler Flughafen von Skopje” zu ändern, kurz danach wurde eine Statue von Alexander dem Großen aus dem Gebäude des Flughafens entfernt.
Der UNO-Sondergesandte Nimetz sprach von einer “sehr positiven Atmosphäre”. Größter Streitpunkt dürfte derzeit jedoch noch die von Athen geforderte Verankerung des neuen Namens in der Verfassung sein. Die Regierung in Skopje ist der Ansicht, dass eine internationale Vereinbarung reichen muss. Ein Name mit geografischer Bestimmung sei annehmbar, allerdings müssten Mazedonier weiterhin Mazedonier bleiben, ihre Sprache müsste sich weiterhin mazedonische Sprache nennen, betonte Dimitrov laut mazedonischer Presseagentur MIA vor dem Treffen in Wien.
Was Dimitrov verschwieg: Die aktuelle mazedonische Regierung – bestehend aus den Sozialdemokraten (SDSM), unterstützt von drei kleineren albanischen Parteien – hätte derzeit nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit, um die Verfassung entsprechend der Forderung Athens abzuändern.
Mit Protesten wird gerechnet
Und auch wenn es zu einer Einigung kommen sollte, müssen wohl beide Regierungen – jene in Athen ebenso wie jene in Skopje – mit Protesten rechnen. Vor allem in Griechenland kam es in den vergangenen Wochen zu Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern. Der größte Protest in Athen wurde von nationalistischen Organisationen, Veteranenvereinigungen, Vereinen der griechischen Diaspora und Kirchengemeinden organisiert. Beteiligt war auch die neofaschistische Partei Chryssi Avgi (Goldene Morgenröte). Einige Demonstranten trugen traditionelle Trachten, etwa die von griechischen Rebellen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mazedonien gegen bulgarische Banden und osmanische Einheiten kämpften.
Namensstreit seit 1991
Der Namensstreit dauert seit der Unabhängigkeit Mazedoniens von Jugoslawien 1991 an. Griechenland möchte nicht, dass das mehrheitlich slawischsprachige Nachbarland so heißt wie die eigene im Norden liegende Provinz Mazedonien. In diesem Zusammenhang sorgen auch Bezugnahmen auf das antike Makedonierreich bzw. auf den Makedonierkönig Alexander der Große – der im 4. Jahrhundert v. Chr. ein hellenisch geprägtes Weltreich errichtete – für Unmut in Griechenland.
In die UNO war Mazedonien in den frühen neunziger Jahren unter der Bezeichnung FYROM aufgenommen. Griechenland blockiert wegen der ungeklärten Namensfrage Bestrebungen, Mazedonien eine EU-Beitrittsperspektive zu eröffnen.
(APA/red)