Mit einem von Kaiser Karl VI am 27. Mai 1718 unterzeichneten Privileg zur Porzellanherstellung nahm die von Claudius Innocentius du Paquier in der Rossau gegründete erste Wiener Porzellanmanufaktur ihren Betrieb auf – zehn Jahre nach Meißen und damit als zweites Porzellanunternehmen auf europäischem Boden, wie der Unternehmer Eduard F. Grossnigg bei der Vernissage in seiner Ansprache hervorhob. Er hatte die 1744 von Maria Theresia in kaiserliche Obhut genommene Manufaktur nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten vor 15 Jahren gekauft – und habe dies nie bereut, wie er versicherte: “Es ist wichtig, dass diese alte Kunsthandwerkstradition erhalten bleibt.”
In dem 2011 eingerichteten Porzellanmuseum wurden für diese bereits 16. Sonderausstellung des Hauses rund 200 Objekte von zahlreichen Leihgebern, darunter das Wiener MAK, das Wien Museum und die Fürstlich Liechtenstein’schen Sammlungen, zusammengetragen, um den Dialog zwischen den Gestaltern und den Nutzern des Wiener Porzellans über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart zu veranschaulichen.
Zeitreise in der Porzellanmanufaktur Augarten
Rund um einen alten Brennofen geht es ausgehend von den zum Angreifen einladenden Zutaten der einst streng gehüteten Porzellanrezeptur aus Kaolin, Quarz und Feldspat durch drei Jahrhunderte Designgeschichte. Kuratorin Claudia Lehner-Jobst ging es vor allem darum, das Spiegeln der ästhetischen Zeitströmungen in den Handschriften der Designer erfahrbar zu machen – vom ausladenden Barock über die heitere Verspieltheit des Rokoko bis zur Formensprache der Wiener Werkstätte und der Buntheit der 50er-Jahre. Die Zeitreise führt in die Gegenwart – und in den Shop der Porzellanmanufaktur Augarten.
Die bis 13. Oktober geöffnete Jubiläumsschau wird von einem schön gestalteten, von Lehner-Jobst herausgegebenen und mit Fotoinszenierungen von Sebastian Menschhorn als “visuelle Zeitreise” in zwölf Kapiteln gestalteten Residenz Verlag erschienenen Buch begleitet.
(APA/red)