Vor 80 Jahren kam es am Wiener Heldenplatz zur moralischen Kapitulation eines Großteils der österreichischen Bevölkerung vor dem Nationalsozialismus. Im neuen Buch “Mythos Heldenplatz” von Autor Peter Stachel werden die Stationen der wechselvollen (Erfolgs-)Geschichte des Hauptplatzes der Republik Österreich umrissen und die Leser auf eine Zeitreise politischer Bildung mitgenommen.
Die meisten Wiener gehen kaum zum Heldenplatz, sondern meist nur über den Platz. Die besondere Lage und auch die Größe prädestinieren den Ort jedenfalls seit Jahrzehnten zur perfekten Fläche für politische Inszenierungen aller Art: staatspolitische Akte, Demonstrationszüge, Kundgebungen und auch Totengedenken.
Schicksalstag für den Heldenplatz: Hitlers “Anschluss”-Rede in Wien
Auch der in Österreich geborene “Führer und Reichskanzler” des Deutschen Reiches Adolf Hitler wusste die besondere Atmosphäre des Platzes zu nutzen und sich im Rahmen seiner “Anschluss”-Rede am 15. März 1938 vor der Menschenmenge am Balkon der Neuen Hofburg perfekt in Szene zu setzen. Stachel verweist darauf, dass es sich dabei keinesfalls um die erste solcher Reden handelte: Bereits am Abend des vorangegangenen Tages hatte Hitler von einem Fenster des Hotel Imperial aus “den Eintritt seiner Heimat in das Deutsche Reich” verkündet.
Ob die Menschen erstens tatsächlich in Massen am Heldenplatz zusammenströmten, um den Worten des “Führers” zu lauschen, und zweitens, dabei wirklich vor Begeisterung wie wahnsinnig waren, darüber scheiden sich auch heute noch die Geister. Fest steht jedenfalls: Die Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten funktionierte am 15. März 1938 wie geschmiert. Schulen, Geschäfte und Ämter wurden geschlossen, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, an den Aufmärschen in Wien teilzunehmen.
Der Wiener Heldenplatz: Symbol der Kapitulation vor dem Nationalsozialismus
Auch nach der erfolgten Anschlusskundgebung wurde der Heldenplatz für weitere NS-Inszenierungen genutzt. Am Nachmittag wurde eine Militärparade abgehalten und Hitler legte einen Kranz an der Gefallenengedenkstätte im Burgtor nieder. Einen Tag später wurde die Polizei auf die neue Obrigkeit angelobt. So wurde der Wiener Heldenplatz im kollektiven Bewusstsein zu einem Symbol für den “Anschluss” Österreichs an Hitlerdeutschland.
Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm man freilich zahlreiche Versuche, um den Wiener Heldenplatz von diesem Schatten zu befreien. Bis dato konnte die gewünschte symbolische Neubesetzung des Ortes jedoch nicht erreicht werden.
Als möglichen Grund nennt Stachel, dass sich das mit dem Platz verbundene Ereignis als ein Massenereignis unter großer Anteilnahme der Bevölkerung abgespielt hat. Hinzu kommt, dass es davon auch Filmaufnahmen mit den Emotionen der Menschen gibt, die das Spektakel bis heute optisch gegenwärtig machen.
Mythos Heldenplatz: Die Geschichte des Hauptplatzes der Republik
Unabhängig vom Schicksalstag des 15. März 1938, erfährt der Leser im Buch auch viel Neues zum Ursprung und der Entwicklung/dem Ausbau des Heldenplatzes, beispielsweise welche Bedeutung der Ort zu Kaiserszeiten in der Monarchie oder auch in der österreichischen Literatur hatte, was es mit den berühmten Reiterstandbildern am Platz auf sich hat und wie sich die Nutzung in der Zweiten Republik gestaltet.
Wer mehr über den Hauptplatz der Republik Österreich erfahren möchte, kann bei unserem Gewinnspiel mitmachen: Wir verlosen ein Exemplar des Buches “Mythos Heldenplatz” von Peter Stachel.
Das Buch “Mythos Heldenplatz” ist in allen Buchhandlungen und versandkostenfrei auf erhältlich.
Buchtipp:
Verlag: Molden Verlag
Autor: Peter Stachel
ISBN: 978-3-222-15016-6