Laut dem Obmann des Anlegerschützer-Vereins Cobin Claims, Oliver Jaindl, sind heute “sehr viele” Anleger selbst zur Infoveranstaltung beim Handelsgericht in Wien gekommen. Diese hätten teils herbe Verluste bis hin in einen deutlichen sechsstelligen Eurobereich zu verdauen. Der Insolvenzverwalter beginne nun, verschiedenste potenzielle Ansprüche zu prüfen. “Das geht in sämtliche Richtungen. Es werden parallel zum laufenden Ermittlungsverfahren auch Ansprüche gegen handelnde Personen geprüft werden”, sagte Jaindl im APA-Gespräch.
Gesamtes Verfahren um Wienwert durfte bis zu drei Jahre dauern
Demnach werden auch Sachverständige bestellt, die die Geschäftsvorgänge der vergangenen Jahre untersuchen. Und das kann länger dauern: Laut dem Anlegerschützer – Cobin Claims vertritt gut 400 Wienwert-Gläubiger – wurde die nächste Gläubiger-Infoveranstaltung erst für September anberaumt. Das gesamte Verfahren dürfte zwei, drei Jahre in Anspruch nehmen.
Cobin-Claims-Vorstand Manfred Biegler sagte nach der Informationsveranstaltung zur APA, dass sich der Gesamtschaden um 15 Mio. Euro auf rund 55 bis 60 Mio. Euro erhöhen werde, wenn der Konkurs der WW-Holding-Tochter Wienwert AG offiziell wird. Anteile an der Wienwert AG hatten als Besicherung für Geldflüsse von untergeordneten Projektgesellschaften gedient, so Biegler. Ihm zufolge wurde heute auch ein Gutachten beauftragt, das den wirtschaftlichen Insolvenzzeitpunkt der Wienwert AG untersuchen soll.
Keine Angebote für Wienwert
Gewählt wurden heute auch die Vertrauensleute der Anleihekuratoren – ein sechsköpfiges Gremium, dem unter anderem je ein Vertreter der drei großen Gläubigerschutzverbände AKV, KSV und Creditreform angehört. Es handelt sich um ein beratendes und überwachendes Gremium für die Anleihekuratoren. Die Anleihen der Wienwert AG waren laut Jaindl übrigens nie ganz gezeichnet, sondern meist nur zu rund 50 Prozent.
Erst am Montag war bekanntgeworden, dass nach der Mutter, der Wienwert Holding, auch die Tochter Wienwert AG in die Insolvenz geht. Obwohl es Interessenten für die Wienwert AG gab, rang sich bis Montag im Rahmen der Frist keiner zu einem verbindlichen Angebot durch. Wienwert-Vorstand Stefan Gruze kündigte daher an, rasch einen Insolvenzantrag stellen.
(APA/red)