Ein großartiges Riff, ein zeitlos starker Song: Franz Ferdinand haben am Dienstag im Wiener Gasometer mit “Take Me Out” die Stimmung zum Höhepunkt getrieben. Das erinnerte an Zeiten, als die Band als “hottest shit” am Britpopsektor in der Stadthalle gastierte. Warum gestern nur 2.000 Besucher den ersten Auftritt der Schotten seit fünf Jahren in Österreich erleben wollten, war aber offensichtlich. Franz Ferdinand haben irgendwo auf ihrem Weg vom Hype zum etablierten Act die Relevanz liegen gelassen. Das aktuelle Album “Always Ascending” verbindet den lieb gewonnenen Sound der Gruppe mit neuen Ideen, sprich veränderten Instrumentierungen, und hat ein paar gute Songs zu bieten, aber wirklich “hot” klingt es deswegen nicht. Hat die Gruppe um Sänger und Rhythmusgitarrist Alex Kapranos einst Trends gesetzt, sucht sie heute Wege, um nicht in dem stecken zu bleiben, was vor 13, 14 Jahren trendig war. Mehr Electro soll die Lösung sein.
Franz Ferdinand vor magerem Publikum in Wien
So lockten breite Synthe-Flächen bei aktuellen Stücken wie eben “Always Ascending” oder “Feel The Love Go” (neben dem witzigen, überzeichneten “Lois Lane” ein Höhepunkt unter den immerhin acht neuen Songs am gestrigen Abend) zum Tanzen in der Indie-Disco. Das passte sogar ganz gut zu den gitarrengetriebenen Klassikern wie “Walk Away” oder “Do You Want To” – warum man allerdings gerade bei den älteren Tracks den Lautstärkeregler ganz nach oben drehte, so dass jede Nuance verloren ging, blieb ein Rätsel.
Dives als Vorprogramm im Wiener Gasometer
Seit dem Ausstieg von Gitarrist und Keyboarder Nick McCarthy fehlt Kapranos ein Gegenpol auf der Bühne, daran litt der Gesamteindruck der Show doch stark. Auch die coolste Lichtshow kann die so kongenial gewesene Interaktion der beiden Musiker eben nicht ersetzen. Schlecht gespielt hat die Band allerdings nicht. Und Kapranos, bei “Feel The Love Go” als überzogener Erweckungsprediger in Topform, versteht es noch immer, mit einem Augenzwinkern die großen Posen zu bedienen. Ob Franz Ferdinand neue Fans gewinnen können, sei dahingestellt, die alten feierten trotzdem.
Das durften übrigens auch die drei jungen Frauen von Dives. Das heimische Trio kam im Vorprogramm mit seinem lässigen Surfpop zurecht gut an. 2017 veröffentlichten Dora De Goederen, Tamara Leichtfried und Viktoria Kirner ihre erste EP auf Silhu Records – reinhören lohnt!
APA/Red.