Mit der Stadt hat die in den 90er-Jahren äußerst erfolgreiche Folkband einige Berührungspunkte: “Wien hat eine entscheidende musikalische Rolle für uns gespielt”, sagte Kathy Kelly bei einem Round-Table-Interview vor dem heutigen Auftritt. Dass nach Jahren der Bühnenabstinenz nun zumindest sieben Mitglieder der Kelly Family – samt Angelo, Jimmy und Joey – wieder zusammen touren, war nicht leicht zu realisieren: “Es waren tausende kleine Stücke, die zusammenkommen mussten, wie bei einem Puzzle”, erläuterte Kathy. “Die meisten hatten ja auch Soloprojekte”, ergänzte John. Man würde auch gerne in noch größerer Zahl antreten, doch Maite oder der einstige Mädchenschwarm Paddy hatten andere Pläne. “Die Tür ist aber offen”, sagten die beiden.
Sowohl für Kathy als auch für John hat der Aufenthalt in Wien etwas Besonderes: “Wien war ein entscheidender Punkt für uns, und immer wenn ich hier her komme, denke ich an die Geschichte”, sagte die inzwischen 55-Jährige. Die Geschichte, die sie meint, spielt sich in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre ab: “Eigentlich sollten wir von Italien zurück nach Spanien, wo wir ein Haus hatten”, erzählte Kathy. Doch man landete nach einem Zwischenstopp in München in Wien, machte dort Straßenmusik und traf dabei auf den Violinisten Thomas Christian. “Ich hatte zu der Zeit Geige gespielt”, erinnert sich Kathy weiter – nach einem kleinen Ständchen bot ihr der am Konservatorium Wien tätige Violinist kostenlosen Unterricht an.
Wien erlangte in 90ern bedeutende Rolle für Kellys
Es dauerte nur ein paar Tage, als man wieder auf der Kärntner Straße musizierte und diesmal wurde “Cirus Roncalli”-Gründer Bernhard Paul auf die singenden Kinder aufmerksam. Aus dieser Begegnung entstand dann das gemeinsame Gaukler-Programm “Phantasie verboten!”, denn Paul habe sich damals gerade von Andre Heller getrennt, der kurz Teil des Projekts gewesen war. 1976 sei dies gewesen, als Kathy gerade 13 Jahre alt war. “Wir wären vorher nie auf die Idee gekommen, dass wir reisen könnten”, erinnerte sich Kathy, “Wien war da ein entscheidender Punkt für uns.”
Wien erlangte für die Kellys in den 90er-Jahren wieder eine zentralere Bedeutung, nachdem man 1994 mit der Single “Angel” und dem dazugehörigen Album “Over the Hump” den großen Durchbruch erzielt hatte. Christian Kolonovits sorgte ab da bei einigen Songs für die Arrangements – und nicht zuletzt sorgte man auf der Donauinsel ein Jahr darauf für das bisher meistbesuchte Popkonzert in Österreich, als man über 200.000 Zuschauer anlockte. “Wir haben aber schon 1994 dort gespielt, als wir noch gar nicht so bekannt waren”, sagt John Kelly, da war der Auftritt aber noch nachmittags.
Heute spielt man in einer ausverkauften Wiener Stadthalle, wo man sich zumindest auf 12.000 Fans freuen kann. “Wir spielen aber noch zweimal in Österreich”, kündigte John an, “denn die Nachfrage ist so groß” – und so gibt es am 6. Juli ein Open-Air in Dornbirn und am 7. Juli eines in Salzburg, wobei jeweils das Messegelände Auftrittsort sein wird.
APA/Red.