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Die Geisterstadt: Die Stunde Null der Wiener Seestadt Aspern

1-01-1970, 00:00


10.500 Wohnungen, 15.000 Büroarbeitsplätze – die Planstadt Seestadt im Norden von Wien ist ein Projekt der Superlativen. Mehrere Tausend Menschen sind bereits in die Seestadt gezogen, aber solche Großprojekte brauchen ihre Zeit. Beim Lokalaugenschein von Fotograf Amadeus Waldner zeigte sich der Wiener Stadtteil als Geisterstadt. VIENNA.at hat mit ihm über seine beeindruckenden Bilder gesprochen.

VIENNA.at: Deine Fotos von der Seestadt wurden bereits für mehrere Auszeichnungen nominiert. Wann hast du die Fotos geschossen?

Amadeus Waldner: Sämtliche Bilder sind bis dato über einen längeren Zeitraum im Frühjahr des letzten Jahres entstanden.

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V.at: Da kam es gerade zur ersten Einzugswelle in der Seestadt. Deine Fotos zeigen aber nur blanken Beton und leere Straßen. Was hat dich bei deinem ersten Besuch fasziniert?

A.W.: Mein erster Besuch in der Seestadt hat mich vor allem überrascht: Vor über zehn Jahren habe ich für einige Jahre in Wien gelebt und kannte das Gebiet. Jetzt ragen dort Hochhäuser und Bürokomplexe in die Höhe . Ich staunte, dass sich diese Gegend dermaßen verändert hat. Die neuen Strukturen, sozusagen das Grundgerüst der Stadt fallen natürlich als erstes ins Auge.

V.at: Und was war das Ziel deiner Bilderserie?

A.W.: Ich versuche in meinem Projekt ein Gefühl für die ersten Schritte einer Stadt zu vermitteln. Die Stunde Null in der Geschichte der Seestadt.

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V.at: Ganz ehrlich, auf deinen Fotos finden sich kaum Autos, kaum Menschen und kaum Leben. Hast du gezielt nach verlassenen Plätzen gesucht?

A.W.: An den Tagen als ich dort war, hat sich mir die Seestadt genau so präsentiert. Ich musste weder nach verlassenen Plätzen suchen noch lange warten, bis keine Autos oder Menschen zu sehen waren. Das kam mir entgegen. Ich wollte aber keinesfalls eine Stadt ohne Leben zeigen. Leider wurden bei zwei Publikationen ohne mein Wissen Titel gewählt, die genau das suggerieren.

V.at: Heißt das, dass es auch lebendige Bilder der Seestadt geben wird?

A.W.: Das Leben und die Bewohner der Seestadt werden noch eine wesentliche Rolle spielen. Mein Besuch war nicht einmalig, sondern Teil eines Langzeitprojekts.

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V.at: Du kamst also auch mit den Bewohnern in Kontakt?

A.W.: Natürlich bin ich während meiner Arbeit über die Seestadt mit vielen Bewohnern in Kontakt gekommen. Dabei gab es sicher einige, denen das Leben dort nicht nur gefiel. Grundsätzlich hatte ich jedoch das Gefühl, dass sich die Menschen in der Seestadt wohlfühlen.

V.at: Bis 2028 sollen in der Seestadt 20.000 Menschen leben und arbeiten – quasi ein pulsierender Stadtteil soll entstehen. Konntest du dir das bei deinem Besuch schon vorstellen?

A.W.: Man hat Bilder im Kopf – hier könnte es einmal so aussehen oder hier wird sich dies oder jenes abspielen. Letztendlich sind es die Menschen, die einem Ort seine Stimmung und Ausstrahlung verleihen. Und genau diese Entwicklung will ich im zweiten Teil meines Fotoprojekts darstellen.

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V.at: Du fotografierst neben der Seestadt auch viele andere stille Orte und Plätze. Was ist so besonders daran?

A.W: Die Orte der Stille sind selten geworden. Vor einigen Jahren habe ich für ein Magazin eine Deutschlandreise zum Thema Stille fotografiert. Längst ist es nicht mehr nur in Großstädten laut, die Dauerbeschallung erreicht auch ländliche Gebiete und verfolgt uns letztendlich bis in unsere eigenen vier Wände. Einsam sind diese Orte der Stille nicht.

V.at: Stille und Fotos, hören und sehen, wie kann das zusammenpassen?

A.W: Ich versuche in meinen Bilder ein Gefühl für diese Orte zu vermitteln. Akustische Wahrnehmung fotografisch umzusetzen ist ein spannendes Gebiet.

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Mehr zum Fotografen

Fotograf Amadeus Waldner stammt aus dem Südtiroler Vinschgau und lernte sein Handwerk an der Hochschule Hannover. Er fotografierte u.a. für die oder das . Auf zeigt er eine erlesene Auswahl seiner Werke, mit Schwerpunkt auf Natur, Architekur, aber auch Menschen. Auf seiner finden sich zudem Portraits und weitere Werke.

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