
Ein angeblich von Betreuern in einem Jugendtreff in Wels geförderter Drogenkonsum sorgt seit Dienstag für Wirbel in Oberösterreich. Die FPÖ sieht einen "Skandal" der SPÖ. Diese weist die Vorwürfe zurück und spricht von "verdrehten Tatsachen".
Die Landespolizeidirektion Oberösterreich veröffentlichte eine Presseaussendung, wonach im vergangenen Jahr umfangreiche Ermittlungen gegen eine größere Anzahl von Suchtgifthändlern sowie Abnehmern geführt wurden. Dabei sei es um den Handel mit insgesamt rund 115 Kilogramm Marihuana in Wels gegangen. 14 Großdealer wurden ausgeforscht, festgenommen und in die Justizanstalt Wels eingeliefert. Ein Großteil der beteiligten Personen ist mittlerweile rechtskräftig zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Bei den Ermittlungen stellte sich laut Polizei heraus, dass der überwiegende Teil der ausgeforschten, vor allem österreichischen Konsumenten sowie teilweise die Großdealer ihre ersten Erfahrungen mit Drogen in den Jahren 2014 und 2015 in einem Jugendtreff gemacht haben. Mehrere Beschuldigte gaben an, die zum damaligen Zeitpunkt 14- bis 16-jährigen Jugendlichen hätten in den Räumlichkeiten Marihuana konsumieren können. Teilweise sollen sie sogar von den anwesenden Aufsichtspersonen aufgefordert worden sein, die Drogen zu probieren.
Auch die ersten "Gehversuche" als Kleindealer fanden angeblich unter Duldung der erwachsenen Aufsichtspersonen in dem Jugendtreff statt. Die Polizei forschte zwei mutmaßlich dafür Verantwortliche aus. Beide verweigerten aber bei ihrer Vernehmung die Aussage. Sie wurden bei der Staatsanwaltschaft Wels auf freiem Fuß angezeigt.
Der oberösterreichische FPÖ-Landesparteiobmann und Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner und der Landesobmann der freiheitlichen Jugend, Bundesrat Michael Raml, veröffentlichten kurze Zeit nach der Polizei-Information jeweils in Presseaussendungen den Ort des Jugendtreffs. Es gebe bei den Betreibern ein Naheverhältnis zur SPÖ Wels, in deren Bezirksgeschäftsstelle er untergebracht sei. Haimbuchner sprach von einem "ausgewachsenen Skandal, der restlos aufgeklärt werden muss". Ähnlich äußerten sich Raml und später auch die FPÖ-Generalsekretärin und Abgeordnete Marlene Svazek sowie die freiheitliche Jugendsprecherin Abg. Ricarda Berger.
Foto: honorarfrei/Josef Ertl Bettina Stadlbauer Für die SPÖ Oberösterreich konterte deren Geschäftsführerin Bettina Stadlbauer, in den FPÖ-Vorwürfen würden die Tatsachen verdreht. Es handle sich um einen offenen Jugendtreff, zu dem alle Zugang hätten. Im Herbst 2014 seien dort Jugendliche aufgetaucht, die sich auffällig verhalten hätten. Sie seien deshalb sofort des Hauses verwiesen worden. Es handle sich um ein "plumpes Ablenkungsmanöver" der FPÖ, weil sie in Sachen Aufhebung des Rauchverbots stark unter Druck gekommen sei und medial extrem starken Gegenwind spüre.
