“Ein Theater des Gruselns, des Schreckens, des Staunens, der Erotik, der Sinnesfreude” ist das Ideal des Regisseurs Sebastian Schug. Für seine neunte Shakespeare-Inszenierung hat er “ein Theater, das stinkt”, versprochen. Doch leider riecht diese Inszenierung nach gar nichts. Sie ist nicht geräusch-, aber geruchlos. Sie betreibt viel Aufwand, um Aufregung zu signalisieren, hat aber keinen inneren Antrieb, der dem ganzen Treiben einen Sinn gäbe.
Vollgeräumte Kulisse
Bühnenbildner Christian Kiehl hat die Bühne vollgeräumt mit Versatzstücken, Requisiten und Aufbauten, als wären wir im Kulissendepot. Lauter kleine Theaterportale bieten extra Auftrittsmöglichkeiten, überall stehen Kisten und Leitern, stecken Degen, und als Tier-Trophäen fahren uns Reh, Löwe und Eisbär mit den Hintern ins Gesicht. Wir befinden uns in einem Piratennest – diese Interpretation legt jedenfalls das Outfit von Donna John nahe: Steffi Krautz gibt eine grimmige Piratin mit Haken-Hand. Eine lange Metallstange mit Palmenblättern bringt einen Hauch Karibik ins Spiel.
An ihr turnend absolviert Kaspar Locher als Claudio eine entzückende Werbung um seine Hero (Nadine Quittner), die ihm durch eine böse Intrige von Donna John madiggemacht werden soll. Die Zweierszenen der Verliebten und Verrückten funktionieren großteils, bringen Figuren zum Funkeln. Wenn die Maschinen gestoppt werden, wenn durchgeatmet werden kann, blitzt auf, was möglich wäre.
Künstliche Aufregung
Das gilt auch für das zentrale Paar Beatrice und Benedikt (Isabella Knöll und Jan Thümer), die, einander schlagend, beißend und beschimpfend, zueinander finden, als spielte man “Der Widerspenstigen Zählung”. Auch sie sind alleine (Thümer als blökendes Schaf!) oder zu zweit am Stärksten, sind aber wie der Rest des Ensembles (darunter Sebastian Pass als Don Pedro, Thomas Frank als Pater im Alkohol- und Drogenrausch, Evi Kehrstephan als Zahnlücken-Margaret) meist dazu angehalten, künstliche Aufregung zu erzeugen und immer wieder zu diversen Instrumenten zu greifen.
Ein Hoch auf den Souffleur
Letzteres ist allerdings kein schlechter Einfall, und die Nummern ihrer Amateur-Band mit wechselnder Besetzung (darunter das Presley-Cover mit dem Motto des Abends: “Can’t Help Falling In Love”) verströmen ein wenig von jenem Charme des Zögerlichen und Improvisierten, den der Abend nötig hätte. Wie zum Beweis galt am Ende der größte Applaus ausgerechnet dem Souffleur Jürgen M. Weisert. Er hatte durch sein Einsprechen des Textes des durch eine Erkrankung seiner Stimme beraubten Stefan Suske (Leonato) die Premiere gerettet.
(APA/red)