Im Land der fast unbegrenzten Waffengesetze sind heuer nach der neuesten Tragödie mit bereits 18 bekannt gewordene Massenschießerein an Schulen gemeldet worden. Bei acht davon wurden Menschen entweder verletzt oder getötet.
A full list of all 18 school shootings in the first 43 days of 2018.
— igorvolsky (@igorvolsky)
Nur noch die wenigsten dieser Vorfälle schaffen es überhaupt noch in die großen nationalen oder gar internationalen Schlagzeilen.
Dass Donald Trump da am Mittwoch twitterte, kein Kind solle sich in einer amerikanischen Schule unsicher fühlen, mag als frommer Wunsch durchgehen, kann der Realität auch fünf Jahre nach den grausigen Vorfällen in Sandy Hook, bei dem 20 Grundschüler getötet wurden, aber nicht im Geringsten entsprechen. Es boomt eine regelrechte Sicherheitsbranche rund um Schulen. Analysten schätzen diese mittlerweile ein. Gesetzliche Reaktionen auf eine Tragödie nach der anderen blieben unterdessen praktisch immer aus oder hatten rein kosmetischen Effekt.
My prayers and condolences to the families of the victims of the terrible Florida shooting. No child, teacher or anyone else should ever feel unsafe in an American school.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)
Rief Ex-Präsident Barack Obama nach Ereignissen den zuständigen Kongress teils unter sichtbaren Emotionen noch zum Handeln auf, wollte Trump nach den Ereignissen in seiner Amtszeit davon nichts wissen. Auch nicht als im Oktober ein Mann mit seinen automatischen Waffen aus noch immer ungeklärten Gründen in Las Vegas aus einem Hotelzimmer 58 Menschen tötete und 851 verletzte. Die Debatte über Waffengesetze sei "nichts für jetzt", sagte er damals.
Als Privatperson hatte Trump noch Sympathien für strengere Gesetze erkennen lassen. Im Vorfeld seiner republikanischen Kandidatur für das Präsidentenamt rückte er jedoch zunehmend davon ab. Strengere Regulierungen scheitern vor allem am Widerstand der Republikaner, die zuletzt diverse Regularien sogar aufweichen wollten. Der umstrittene zweite Verfassungszusatz in den USA, der das Recht Waffen zu besitzen und zu tragen ausdrücklich festschreibt, bleibt daher auch nach solchen Tragödien wie in Florida am Mittwoch weitgehend unangetastet.
Das Verhältnis mancher Amerikaner zu Waffen drückt sich gut aus in einem schon grundlegend fragwürdigen aber am gestrigen Valentinstag auch enorm schlecht gealterten Instagram-Post der National Rifle Association (NRA).
Foto: Screenshot: Instagram
Zwar zeigen Umfragen stets Mehrheiten in der US-amerikanischen Bevölkerung für strengere Gesetze und, ein nicht unwesentlicher Teil hat die Waffenfreiheit aber auch als ihr Herzensthema erkannt. Und dieser macht über Aktivismus und Lobbyismus Druck auf Abgeordnete und Behörden.
42 Prozent der Amerikaner leben in einem Haushalt mit Waffen, haben mehr als eine. ist Mitglied der NRA, die vehement das Recht auf den Besitz und das Tragen möglichst vieler Waffen verteidgt. Ebensoviele haben bereits einmal einen Politiker wegen der Waffenpolitik kontaktiert, 28 Prozent deshalb bereits auch an entsprechende Organisationen gespendet. Für drei von vier Waffenbesitzern ist das Recht auf die Waffe "wesentlich für ihre Freiheit".
