
Die Ausstellung Gesammelte Schönheiten vereint mit 76 Werken von Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele drei Künstler, deren Todestag sich 2018 zum 100. Mal jährt. Sie haben die Kunst in Wien um 1900 nachhaltig geprägt. Durch aktuelle Forschung ergeben sich noch heute neue Erkenntnisse zu ihren Werken.
Ein Beispiel dafür ist Schieles Bildnis von Trude Engel mit Öl auf Leinwand. Sie war die Tochter von Schieles Zahnarzt. "Man weiß, dass ihr das Bild nicht gefallen hat und vermutet, dass sie es mit einem Messer bearbeitet haben könnte", sagt Kunsthistoriker und Restaurator Andreas Strohhammer zum KURIER. Außerdem sei der Umriss eines Kopfes im Stirnbereich des Porträts sichtbar. Die Vermutung einer Zweitverwendung der Leinwand liege nahe. "Wir datieren das Bild heute mit dem Jahr 1913, zwei Jahre später als bisher angenommen", meint Strohhammer. Engels Bruder habe das Bild in den 90er-Jahren in einem Katalog gesehen, seine Schwester erkannt und dazu beigetragen, das Bild neu einzuordnen. Er sei der Meinung gewesen, die Darstellung würde nicht ihrem damaligen Alter entsprechen. Mittels Vergleichen zu Skizzen späterer Zeit habe man das Bild neu zugeordnet.
Digitale Röntgenaufnahmen und Forschungen in Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern und Restauratoren im Belvedere Museum Wien haben einige Vermutungen von Strohhammer bestätigt. "In der Aufnahme ist klar zu sehen, dass es sich um Schnitte handelt, nicht um Risse", sagt er. Auch die Annahme einer zweiten Verwendung der Leinwand durch Schiele sei heute nachgewiesen.
Schon vor 15 Jahren hat Strohhammer damit begonnen, sich mit der Geschichte des Bildes näher zu beschäftigen. Seit einem halben Jahr hat er sich in der Vorbereitung auf diese Ausstellung intensiver damit auseinander gesetzt. "Die Motivation war, heraus zu finden, was und aus welchem Grund das genau passiert ist und ob noch mehr dahinter steckt." Es gebe mehrere Stellen im Bild, die immer noch diffus oder unklar seien.
"Das Salzkammergut war ein beliebtes Reiseziel und Motiv für Klimt und Schiele", meint Elisabeth Nowak-Thaller, Stellvertretende Direktorin im Lentos. Ein paar Werke daraus werden auch im Lentos gezeigt. Als "einzigartige Kooperation, wo erstmals diese drei Sammlungen komplett und gemeinsam gezeigt werden," bezeichnet sie diese Ausstellung. Mehr als 40 der gezeigten Werke stammen aus der Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums, 27 aus jener vom Lentos Kunstmuseum, zwei aus dem Nordico und drei aus Privatbesitz. "Wir sind vermehrt auf künstlerische Spenden angewiesen, um auch in Zukunft Ausstellungen mit dokumentarischem Wert gewährleisten zu können", sagt sie.
