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Faber brachte neuen Wind in die Wien Arena

1-01-1970, 00:00

Nervös sei er nicht, verkündet Faber vor seinem Auftritt am Mittwoch. Seit der Veröffentlichung seines viel gelobten Debütalbums im Juli macht der Schweizer Popmusiker mit derben, aber ausgereiften Texten auf sich aufmerksam. Während eines mitreißenden Konzerts in der ausverkauften Arena Wien beweist er sich dann als Entertainer und zeigt denn auch, dass Nervosität völlig fehl am Platz wäre.

Zwischen Melancholie und Superstimmung

“Erwarte nie zu viel von deinem Leben” scheint der in Anzug und Hemd gekleidete Faber, der eigentlich Julian Pollina heißt, seine Gäste gleich zu Beginn auf einen ernsthaften Abend einzustimmen. So gar nicht scheint die sichtbare Fröhlichkeit des Schweizers und seiner Mitstreiter, der Goran Koc y Vokalist Orkestar Band, zu Liedzeilen wie dieser zu passen. Doch so schnell wie sie kam, verflog die Melancholie, die weder vom Sänger noch vom Publikum wirklich gewünscht schien. Und obwohl Faber immer wieder zwischen Themen wie Liebe, Sex und Enttäuschung aber auch zynischer Politikkritik hindurchmäandert, mag er mit seinem von Folk-, Polka- und Posaunenklängen untersetzten Pop keine ernste Stimmung mehr erzeugen.

Was an dem erst 24-Jährigen – vor allem live – überrascht, ist seine gewaltige, raumfüllende Stimme. Diese scheint für ihn selbst zuweilen zu viel zu sein, beim derbe betitelten “Brüstebeinearschgesicht” singt sich Faber in Rage, man sieht ihn zittern. Für teils vulgären Titel wie diesen musste er sich nach Veröffentlichung seines Debüts “Sei ein Faber im Wind” einiges gefallen lassen. Im gleichnamigen Lied besingt der Sänger etwa eine in die Brüche gegangene Beziehung, die darin angesprochene Frau wird von ihrem Ex-Freund als “Nutte” beleidigt.

Sexismus im Pop

Einer Debatte um Sexismus im Pop konnte er sich so nicht verwehren. Die Kritik kann er aber verstehen. “Ich finde das schon gerechtfertigt, wenn sich eine Frau davon beleidigt fühlt. Man muss das Lied aber auch in seinem Kontext sehen”, meint Faber vor seinem Konzert im APA-Interview und stellt klar: “Ich würde mich selbst schon als Feministen bezeichnen.” Zumindest sein Publikum gibt ihm Recht: Sowohl “Sei ein Faber im Wind”, vor allem aber das machohafte “Wem du’s heute kannst besorgen” kommen besonders gut an; auch die “Nutte” wird ohne Bedenken mitgegrölt.

Wann er den Nachfolger seines Debütalbums veröffentlichen will, weiß Faber laut eigener Angabe noch nicht. Indes probiert er sich aus, versucht sich an Liedern in seiner zweiten Muttersprache Italienisch. “Auf Deutsch schreibt es sich zwar besser, aber auf Italienisch singt es sich besser”, stellt der Schweizer, dessen Vater italienischer Liedermacher ist, fest. Zwei italienische Lieder schafften es auch auf die Setlist des Abends.

Dialog zwischen Sänger und Publikum

Das gesamte Konzert gleicht einem Dialog zwischen Sänger und Publikum. Immer wieder greift Faber die lautesten Bemerkungen seiner Gäste auf, plänkelt mit ihnen, überdenkt laut das Ritual der Zugabe und geht bei ebendieser schließlich auf zahlreiche Musikwünsche ein. Am Ende spielt er deshalb die beiden Rihanna-Titel “Unfaithful” und “Umbrella”, bevor er wieder auf eigenes Material zurückgreift. Seine Art erfreut, durchgehend vermittelt er den Eindruck eines grundsympathischen, bodenständigen Menschen. Viel Freude und viel Gefühl spielt beim Konzert mit, letzteres zeigt man auf der Bühne auch gerne durch Küsse unter Bandmitgliedern.

Nach zwei Stunden Spielzeit entließ Faber seine Fans wieder ins nächtliche Wien. “Man muss aus meinen Konzert nicht glücklich rauslaufen, aber auf jeden Fall berührt”, sagte er zuvor. Und das ist ihm geglückt.

(APA/red)

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