
Schwanger ging Donald Trump mit dem Gedanken, seit Emmanuel Macron ihm am 14. Juli auf den Champs-Élysées in Paris gezeigt hat, wie in Gestalt von goldbehelmten Reitern mit Pauken und Trompeten sowie Überschall-Jägern am Himmel Pomp und Nationalstolz zueinander finden. Die Militärparade zum französischen Nationalfeiertag hat den US-Präsidenten, der einen Fersensporn vorschob, um dem Dienst fürs Vaterland im Vietnam-Krieg zu entgehen, derart beeindruckt ("das war super-duper, 200 Flugzeuge über unseren Köpfen", "hunderttausend verschiedene Uniformen"), dass er sich ein ähnliches Brimbamborium auch vor der eigenen Haustür vorstellen konnte.
Sieben Monate später ist aus der vagen Idee fester Vorsatz geworden. "Ich will so eine Parade wie die Paris", gab der Commander-in-Chief den Spitzen des Pentagon Mitte Januar auf. Am besten auf der Pennsylvania und Constitution Avenue, die vom Weißen Haus bis zum Kongress führt. Und zwar noch in diesem Jahr. Einen enstprechenden Bericht der Washington Post bestätigte Trumps Sprecherin Sarah Sanders.
Als Termine werden bereits der 28. Mai (Memorial Day), der 4. Juli (Nationalfeiertag) oder – eher scherzhaft – der 14. Juni (Ende des Ramadan und Trumps Geburtstag) genannt. Das Pentagon bevorzugt den 11. November. Das Datum des 100-Jahre-Jubiläums des siegreichen Endes des 1. Weltkrieges "wäre am leichtesten zu entpolitisieren", heißt es.
Denn bei aller Liebe fürs Militärische, die bei keinem Großereignis fehlt: Aufmärsche a la Frankreich kennt Amerika nicht. Sie rufen bei vielen Erinnerungen an Bilder aus Moskau oder Peking wach, wo autoritäre Staatsapparate walten.
Zwar gab es nach dem Bürgerkrieg sowie nach Beendigung der beiden Weltkriege in Washington und New York kleinere Umzüge. Weil die USA danach aber weder in Korea noch in Vietnam Grund zum Jubel hatten, blieben Machtdemonstrationen aus. Zuletzt ließ Präsident George W. Bush 1991 nach dem Golf-Krieg 8800 Soldaten in Washingtons auflaufen. Seither galt aber die Devise des früheren Generalstabschefs Dempsey: "Eine nationale Militärparade erscheint unangebracht, solange Amerikas Söhne und Töchter in Gefahr sind" – sprich: in Afghanistan oder im Irak Dienst tun.
Just am Dienstag wurde nun Trumps Verteidigungsminister James Mattis in zuständigen Kongress-Ausschüssen vorstellig, um noch eine paar Mrd. Dollar mehr für die angeblich verkümmerte Einsatzbereitschaft der größten und mit Abstand teuersten Armee der Erde herauszuschlagen. Die Aussicht, teures und schweres Material sowie Tausende Soldaten für ein Schaulaufen nach Washington expedieren zu müssen, behagt in Mattis’ Umfeld nicht jedem.
Aber Trump wird sich davon nicht beirren lassen, heißt es. Unter allen staatlichen Institutionen erreicht das Militär noch immer Werte von über 70 Prozent, wenn Amerikaner gefragt werden, in wen oder was sie ihr Vertrauen setzen. Davon möchte der herzlich unbeliebte Präsident profitieren.
