logo



[email protected]

Holocaust-Gedenken: Politiker und Zeitzeugen gedenken der Opfer

1-01-1970, 00:00

Sobotka würdigte zu Beginn der Veranstaltung im Palais Epstein mit “großem Respekt und Ehrfucht” die vier Überlebenden des Holocaust, die sich an diesem Abend für die Zeitzeugengespräche Zeit nahmen. Bedauern äußerte der Nationalratspräsident über das Fernbleiben der Israelitischen Kultusgemeinde, die im heurigen Gedenkjahr Gedenkveranstaltungen mit FPÖ-Beteiligung boykottiert. “Wenn IKG-Präsident Oskar Deutsch heute bedauerlicherweise diese Veranstaltung nicht besucht, dann zeigt das, dass die Wunden noch immer tief sind”, sagte Sobotka. “Sein Fehlen schmerzt.” Man werde die Plätze für die Vertreter der Kultusgemeinde bei den weiteren Gedenkveranstaltungen stets freihalten.

Vier Zeitzeugen erzählten

Die vier Zeitzeugen, die sich seit einigen Jahren in Wien regelmäßig in einem Cafe zum Gedankenaustausch treffen, berichteten in teils berührenden Worten über die erlebten Gräuel während der NS-Herrschaft. Einer der Herren, von dessen Familie nur der Vater und sein Bruder das Konzentrationslager Auschwitz überlebt haben, erklärte, es sei ihm die “Kunst, das zu überleben”, zu Teil geworden. “Das israelische Volk lebt und hat die Hitlerzeit überlebt. Das ist mein persönlicher Sieg, dass ich die Faschisten, den Kommunismus und jeden -ismus überlebt habe und überleben werde”, so Victor Klein in der von der Direktorin des jüdischen Museums, Danielle Spera, moderierten Gesprächsrunde.

 

Viele Vertreter der Bundesregierung

Die Bundesregierung war bei der Veranstaltung überraschend zahlreich vertreten. Neben der ursprünglich fix angekündigten ÖVP-Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) nahmen neben der Regierungsspitze mit Kurz und Strache auf FPÖ-Seite u.a. auch Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und Staatssekretär Hubert Fuchs teil. Auch der neue ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer wohnte der Veranstaltung bei. Neben den Klubobleuten von SPÖ und NEOS, Andreas Schieder und Matthias Strolz, waren auch FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz sowie die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und die Dritte Präsidentin Anneliese Kitzmüller unter den Zuhörern.

Protestaktion gegen Landbauer

Umrahmt wurde die Veranstaltung von jungen Musikern der Universität für Musik und angewandte Kunst Wien, welche Musik von verfemten und vergessenen Komponisten spielten. Im Jahr 2018 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 73. Mal.

Die Veranstaltung wurde am Schluss von einer kurzen Protestaktion von Jugendlichen begleitet. Sie hielten – in Anspielung auf die Causa des niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer und das NS-Liederbuch aus dessen Burschenschaft “Germania” – Plakate hoch. “Wenn sie jetzt ganz unverhohlen wieder Nazi-Lieder johlen – Sage Nein!”, war dort zu lesen.

Liederbuch der Germania verhöhnt Holocaust

Die Aktivisten hissten die Plakate mit der Song-Zeile des Liedermachers Konstantin Wecker nach Ende der Veranstaltung. Kritisiert wurde damit die Mitgliedschaft Landbauers in der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt, bei der jüngst ein 1997 neu aufgelegtes Liederbuch für Empörung und auch behördliche Ermittlungen sorgte. Neben rassistischen Liedern und Wehrmachts-Nostalgie enthält es einen Liedtext, in dem sich die Burschenschaft über den Holocaust und die Ermordung von Millionen Juden lustig macht (“Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million”).

(APA/red)

Leserreporter
Bild an VOL.AT schicken
Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]