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Neues Leben für Wiens Lost Places: Leerstandsaktivierung in den Bezirken

1-01-1970, 00:00

Der Wasserturm der ehemaligen Traktorfabrik in Wien-Floridsdorf überragt alle umstehenden Gebäude. Die Fabrik ist aus roten Backsteinen erbaut und das Innere erinnert an den Industrie-Schick von Loft-Wohnungen in New York. Seit Herbst 2017 ist neues Leben in das ehemals leerstehende Gebäude eingekehrt. Mit dem Creative-Cluster sind 40 Künstler aus den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst in die Traktorfabrik eingezogen. Maler, Fotografen, Modedesigner und Grafiker haben nun hier ihre Studios. Auch eine große Siebdruckerei gibt es. Möglich gemacht hat dies das der Serviceagentur “Kreative Räume” der Stadt Wien.

Leerstandsaktivierung in Wien

Hinter dem sperrigen Begriff der Leerstandsaktivierung steht das Ziel, leer stehende Gebäude durch Kunst, Kultur, Bürobetrieb oder Gastronomie zu beleben. Thomas Kerekes vom Büro für Leerstandsaktivierung sieht sich und seine Kollegen als Mediatoren, die zwischen den Raum-Suchenden und den Besitzern vermitteln. “Oftmals haben die Eigentümer Vorbehalte, weil sie nicht wissen, was ihnen Leerstandsaktivierung bringt”, so Kerekes. Insgesamt gebe es mehr Nachfrage als Angebot. “Wenn man sich als junger Mensch selbstständig macht, kann man sich die hohen Mieten von Räumlichkeiten oftmals nicht leisten. Da hat die Leerstandsaktivierung den Vorteil, dass man nur die Betriebskosten zahlen muss”, erklärt Kerekes.

Traktorfabrik in Wien-Floridsdorf von Künstlern belebt

So funktioniert es auch bei der Traktorfabrik. Die Künstler der Vereinigung müssen nur die Betriebskosten zahlen. Die Aktivierung der Fabrik bringt laut Projektorganisator Karim El-Seroui auch Vorteile für die gesamte Umgebung. “Die Aktivierung von Leerstand ist ein sehr wichtiger Aspekt bei der Belebung der Stadt, der Stadtstruktur und der Standtortaufwertung”, meint El-Seroui. In Floridsdorf, wo das kulturelle Leben weniger stark vertreten ist, sorgt “Creative Cluster Traktorfabrik” für Kunst und Kultur im Bezirk. “Wir machen eine Standortaufwertung für den ganzen Bezirk. Es wird Kunst und Kultur produziert, wir machen kleine Ausstellungen. Wir beleben dadurch den Bezirk”, meint der Künstler.

Lebens in Wiens Außenbezirke bringen

Eine Belebung der Außenbezirke ist laut El-Seroui wichtig für die ganze Stadt. Es sei notwendig, auch die Außenbezirke zu beleben, damit diese für die Menschen lebenswert bleiben. Auch Kerekes weist auf die Bedeutung der lokalen Identität eines Bezirks hin. Durch die Aktivierung von leerstehenden Gebäuden könne die lokale Identität wieder geschaffen werden. Dies soll jedoch nicht nur mit Künstler-Ateliers geschehen. Die Leerstandsaktivierung möchte einen Mix aus Kunst, Gastronomie, Handel und Bürobetrieben erreichen.

Eigentümer von Leerstandsaktivierung überzeugen

Insgesamt wurden seit Gründung des Büros für Leerstandsaktiverung an die 1.000 Quadratmeter aktiviert. “An Ideen mangelt es nicht. Es ist eher die Problematik, wie man an Räumlichkeiten kommt”, meint Kerekes. El-Seroui macht deutlich, dass bei den Eigentümern noch ein Umdenken stattfinden müsse. Vielen sei nicht klar, was Leerstandsaktivierung bringt. “Es ist so, dass viele Eigentümer das Gebäude lieber leer stehen lassen, wenn sie den geforderten Quadratmeterpreis nicht kriegen. Aber Leerstand kostet. Ein leerstehendes Gebäude ist immer schlecht für die Baussubstanz, wenn es nicht genutzt wird, dann verfällt die Bausubstanz”, so El-Seroui.

“Kulturelles Leben im Bezirk Floridsdorf bereichern”

Die Künstler in der Traktorfabrik haben bereits viel in das Gebäude investiert: Eine Teeküche wurde eingebaut, die Studios eingerichtet und Waschräume gebaut. El-Seroui konnte auch die Akademie der Bildenden Künste für das Projekt gewinnen. Fünfzehn Absolventen der Bildenden sollen in der Traktorfabrik ihre Studios bekommen. “Unser Ziel ist es, das kulturelle Leben in Wien und insbesondere im Bezirk Floridsdorf zu bereichern”, meint El-Seroui.

(Red.)

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