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Top-Wirte machen gegen Rauchverbot mobil

30-11-2017, 13:28

"Das Rauchverbot ist für Wirte eine Katastrophe. Und ich sage das, obwohl ich selbst Nichtraucher bin", sagt Gastronom Heinz Pollischansky. Der Wiener Gastronom lädt heute Abend zu einer Protestaktion in sein Lokal "Vino" in der Lichtenfelsgasse. Das Lokal ist – ob seiner unmittelbaren Nähe zum Rathaus – vor allem bei Stadträten und deren Mitarbeitern beliebt.

Daher könnte sich wohl auch der ein oder andere Politiker bei der Veranstaltung sehen lassen. Laut Medienberichten soll HC Strache (FPÖ)kommen. In den aktuellen Regierungsverhandlungen mit der türkisen ÖVP vertritt er die Interessen der Gastronomen und brachte mit seinem blauen Verhandlungsteam eine mögliche Novelle des Gesetzes auf den Verhandlungstisch. "Ich weiß nicht, ob Herr Strache wirklich dabei sein wird. Eingeladen habe ich bewusst keine Politiker, weil es eine Veranstaltung von Gastronomen sein soll", erklärt Pollischansky auf Anfrage des KURIER.

 

Die Runde kommt mit illustren Gästen aber auch ohne Strache aus. So macht sich beispielsweise auch Promi-Anwalt Manfred Ainedter für die Gastronomen stark: "Ich bin gegen Restriktionen und das Rauchverbot ist für Wirte wirklich ein großes Problem. Viele kämpfen um ihre Existenz. Die bisherige Lösung ist für mich ideal." Damit bezieht sich Ainedter auf die abgeteilten Bereiche für Raucher- und Nichtrauer. Diese werden ab Mai 2018 illegal. Dann darf nur noch vor Lokalen und in Gastgärten geraucht werden.

Verluste in Deutschland

Rechtlich sieht Ainedter kein Problem bei einer neuerlichen Änderung des Gesetzes: "Wenn die Regierung das beschließt, dann wäre das rechtlich in Ordnung. Mir ist es auch wichtig, dass die Raucher zu Wort kommen. In den Medien sind sie bisher unterrepräsentiert."

Erzählungen von positiven Erfahrungen aus anderen Ländern nach Einführung des Rauchverbots, sind für die Protest-Wirte großteils Märchen. "Ich weiß von Kollegen aus Deutschland, dass es dort ganz große finanzielle Probleme gab, nachdem das Verbot eingeführt wurde. Das liest man nur leider in keiner Zeitung", sagt Heinz Pollischansky. In seinem Lokal, dem Vino, gäbe es einen großen, schön ausgebauten Nichtraucherbereich, der so gut wie nicht genutzt wird. "Alle sitzen im Raucherbereich", klagt der Wirt.

Das Gesetz wurde im Jahr 2015 unter der großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP beschlossen und trat mit der Übergangslösung bis 2018 in Kraft.

Österreich ist in der EU eines jener Länder, die das Rauchverbot noch sehr liberal auslegen. In allen 28 EU-Staaten gibt es Rauchverbote, nachdem in Brüssel 2009 eine Resolution verabschiedet wurde, die alle Mitglieder aufforderte, bis 2012 im gesamten öffentlichen Raum in Gebäuden für Rauchfreiheit zu sorgen. Einheitlich sind die Rauchverbote in der Gastronomie zwar nicht, dennoch dominieren Regelungen, die keine Ausnahmen, wie etwa Raucherräume, vorsehen.

Foto: /Grafik,APA

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