
Die derzeit in heftige Turbulenzen geratenen Wiener Grünen haben sich auf Klubklausur zurückgezogen. Das Treffen sei allerdings keineswegs eine Krisensitzung, sondern sei bereits von langer Hand geplant gewesen, wie ein Sprecher betont.
Routiniert wird die Sitzung dennoch nicht ablaufen. Ist doch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, wie berichtet, mit einer Rückzugsaufforderung aus den eigenen Reihen konfrontiert, über die bei der Landesversammlung am 25. November abgestimmt werden soll.
Vier Parteikollegen haben den Antrag unterzeichnet, allen voran Alexander Hirschenhauser, Klubchef in der Inneren Stadt. "Natürlich habe ich viele Reaktionen bekommen, seit der Antrag am Mittwoch bekannt wurde. Die Schulterklopfer haben im Verhältnis 80 zu 20 überwogen", sagt Hirschenhauser. Es habe aber auch sehr negative Reaktionen gegeben.
Tatsächlich sind viele in der Partei über Hirschenhausers Vorgehen empört: "Was er macht, ist destruktiv und aufs Höchste unverantwortlich. Anscheinend geht es ihm nur um Zerstörung", sagt etwa Silvia Nossek, Bezirksvorsteherin in Währing. Sie berichtet von der Landes- und Bezirke-Konferenz am 23. Oktober, bei der das desaströse Wahlergebnis diskutiert wurde. Schon in diesem Rahmen sei der Ruf nach raschen personellen Konsequenzen laut geworden. "Damals gab es von der Mehrheit eine klare Botschaft an Hirschenhauser: Es geht jetzt darum, mit kühlen Kopf die Probleme anzugehen, unsere Kernanliegen deutlich zu machen, uns neu zu justieren und erst dann über Personalfragen zu entscheiden."
Nossek ist überzeugt, dass die Gruppe, die ein rasches Köpferollen fordert, nur sehr klein ist. Auch Neubaus scheidender Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger rechnet nicht damit, dass Hirschenhausers Antrag bei der Landesversammlung eine Mehrheit findet. Für ihn ist der Schritt seiner Parteikollegen ein "kompletter Unfug". Das jüngste Wahlergebnis habe viel weniger mit personellen Fragen zu tun, als das viele glauben würden.
Wie Nossek tritt auch Blimlinger für eine besonnene Neuaufstellung der Wiener Grünen ein. Gemeinsam mit Kollegen will er sich für einen Antrag starkmachen, in dem genau diese Vorgehensweise festgelegt wird. Indirekt legt er Hirschenhauser den Rückzug nahe: "Man muss die Konsequenzen ziehen, wenn man mit der Partei nicht mehr mitkann. Es ist ja nicht das erste Mal, dass das bei ihm der Fall ist." Blimlinger meint damit die Urabstimmung, die Hirschenhauser gegen das Heumarkt-Projekt mit vom Zaun gebrochen hat, obwohl das Projekt in den Parteigremien bereits abgesegnet war.
