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Sturm fegte mit bis zu 130 Stundenkilometern über Österreich

1-01-1970, 00:00

Die Feuerwehren standen am Sonntag im Dauereinsatz. In Wien wurde der Hauptbahnhof gesperrt, nachdem sich Verschalungsteile bei einer Hochhausbaustelle gelockert hatten. In der Bundeshauptstadt liefen am frühen Nachmittag rund 160 Einsätze für die Wiener Berufsfeuerwehr. “Und es kommen laufend welche dazu”, sagte Lukas Schauer, Sprecher der Berufsfeuerwehr, zur APA. Seit Mitternacht verzeichnete die Blaulichtorganisation etwa 600 zusätzliche Einsätze zum normalen Aufkommen.

Wiener Hauptbahnhof wurde gesperrt

Der spektakulärste Einsatz lief beim Wiener Hauptbahnhof, wo 65 Feuerwehrleute mit 18 Fahrzeugen im Einsatz standen. Sie versuchten die großen Teile an der Fassade des in Bau befindlichen Hauses zu sichern und kleinere Teile in die Bahnhofshalle zu bringen. Alarmstufe zwei war ausgelöst.

Die Bahnsteige waren für Menschen gesperrt, damit war auch der oberirdische Bahnhofsbetrieb lahmgelegt. Züge konnten zwar durchfahren, sie konnten aber nicht halten und Passagiere ein- oder aussteigen lassen. Der Betrieb wurde damit über den Bahnhof Meidling abgewickelt. Lediglich die Schnellbahn, die nicht im Freien hält, blieb noch am Hauptbahnhof stehen. Das Gebäude selbst war sicher und konnte unterirdisch verlassen werden. Die Polizei sperrte laut Informationen über ihren Twitter-Account auch den Wiedner Gürtel in dem Bereich. Kurz vor 15.00 Uhr sagte Schauer, dass sich der Einsatz langsam dem Ende zuneige. Der Wiener Hauptbahnhof wurde wieder geöffnet.

Sperre auf Donauinsel bei Lobau

Gegen 13.00 Uhr gab es auch auf der Donauinsel bei der Lobau eine Sperre. Die Berufsfeuerwehr entdeckte in der Mitte der Schwimmbrücke Waluliso unweit der Panozzalacke lose Elemente. Die Überquerung des Entlastungsgerinnes zu Fuß war in dem Bereich damit unmöglich, “bis die Teile wieder befestigt sind”, sagte Schauer.

Ansonsten waren der Großteil der Einsätze “Klassiker” für einen Sturm. Umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, Dachteile, Rauchfang-Aufsätze, ungesicherte Baustellenteile und Ähnliches hielten die Einsatzkräfte in Wien auf Trab. Über zu Schaden gekommene Personen gab es zunächst keine Berichte. Die Wiener Friedhöfe und auch einige Parks wurden geschlossen.

Sturm wütete in Niederösterreich

Weitgehend normal lief der Betrieb am Wiener Flughafen ab. “Die Abwicklung läuft normal”, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann zur APA. Abgesehen von wenigen kleinen Verspätungen am Vormittag gab es demnach keine Auswirkungen des Sturms.

In Niederösterreich wütete der Sturm in nahezu allen Regionen. Massiv betroffen waren die Bezirke Amstetten, Melk und Krems, Mödling und Baden. Verletzte wurden bis dato nicht gemeldet, die Arbeit der Feuerwehren bestand nach Angaben von Sprecher Franz Resperger zu 90 Prozent darin, umgestürzte Bäume von Strom- oder Telefonleitungen sowie Straßen zu beseitigen, Kamine und Dächer sowie instabile Fassadengerüste zu sichern. Im Waldviertel waren vorübergehend Tausende Haushalte ohne Strom.

Straßensperren wegen des Sturms

Am Nachmittag hielt man bei insgesamt 1.000 Einsätzen. 3.000 Mitglieder waren mit der Schadensbekämpfung beschäftigt, ein Ende sei noch nicht in Sicht, so Resperger. Straßensperren aufgrund umgestürzter Bäume betrafen laut dem ÖAMTC unter anderem die Mariazeller Straße (B20) an mehreren Stellen, Gutensteiner Straße (B21) bei Terz, Lahnsattel Straße (B23) über den Lahnsattel, Erlauftal Straße (B25) zwischen Lassing und Landesgrenze, Puchenstubener Straße (B28) zwischen Lassingrotte und Winterbach, Ybbstal Straße (B31) zwischen Hollenstein und Opponitz, Zellerrain Straße (B71) über den Zellerrain.

Im Burgenland galt es ebenso, Straßen freizumachen und Sturmschäden zu beseitigen. Die Landessicherheitszentrale verzeichnete mehr als drei Dutzend Einsätze.

12.000 Haushalte in der Steiermark ohne Strom

In der Steiermark waren am Sonntag rund 12.000 Haushalte ohne Strom, da 240 Trafostationen durch Sturmschäden ausgefallen waren. Betroffen waren neben Gebieten in der Obersteiermark am Nachmittag vor allem die Ost- und Südsteiermark. Der oststeirische Tierpark Herberstein war aus Sicherheitsgründen geschlossen.

8.000 Feuerwehrleute in Oberösterreich im Einsatz

In Oberösterreich waren zu Spitzenzeiten mehr als 8.000 Feuerwehrleute im Einsatz und mehr als 75.000 Haushalte hatten zeitweise keinen Strom. Mario Leidinger vom Landesfeuerwehrkommando nannte neben den typischen Sturmeinsätzen wie das Freiräumen von Verkehrswegen sowie Sichern von Dächern und Gebäudeteile eine Reihe von komplett abgedeckten Hausdächern. In Gaflenz (Bezirk Steyr-Land) rettete die Feuerwehr zehn Personen aus einem Zug, der wegen einer gerissenen Oberleitung stoppen musste.

Zwei Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten in OÖ

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat in Enns (Bezirk Linz-Land) mit 140 km/h österreichweit die stärkste Windböe auf bewohnten Gebiet gemessen. Am stärksten waren das Hausruckviertel, die Donauregionen, der Zentralraum und das Alpenvorland betroffen. Die Feuerwehren rückten insgesamt zu rund 1.800 Einsätzen in Oberösterreich aus. Am Nachmittag entspannte sich die Lage und die Einsatzzahl ging kontinuierlich zurück. Die Pyhrnautobahn (A9) zwischen Inzersdorf und St. Pankraz blieb am Sonntagnachmittag wegen eines vom Sturm verursachten Stromausfall bei der Tunnelkette Klaus weiterhin gesperrt.

Am Sonntag ereigneten sich in den frühen Morgenstunden zwei Verkehrsunfälle mit einem Schwerverletzten in Oberösterreich wegen umgefallener Bäume. Ein 70-jähriger Mann prallte mit seinem Mofa gegen einen auf der Straße liegenden Baum, wodurch das Windschild des Mofas zerstört und der Mann im Gesicht getroffen wurde. Am Vormittag wurde ein Passant in Ansfelden (Bezirk Linz-Land) von einem Ast getroffen und leicht verletzt.

Feuerwehr einsätze in Salzburg und Vorarlberg

Das Sturmtief hat auch in Salzburg zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt und den Flugverkehr teilweise eingeschränkt. Es mussten einige Flugverbindungen gestrichen und umgeleitet werden. Die Berufsfeuerwehr verzeichnete ab Sonntag 7.00 Uhr 90 Einsätze mit rund 100 Mann in der Stadt Salzburg. Außerhalb der Stadt waren 53 Feuerwehren mit rund 1.300 Mann unterwegs und entfernten laut Landesfeuerwehrkommando hauptsächlich umgestürzte Bäume in Freileitungen oder von Straßen. Die rund 300 Sturmeinsätze konzentrierten sich auf das Flachgau, Pinzgau, Pongau und Tennengau.

In Vorarlberg wurde aufgrund der Sturmböen am Sonntagvormittag der Fahrbetrieb der Karren-Seilbahn in Dornbirn eingestellt. Auf dem Karren (971 Meter Seehöhe) wurden Windgeschwindigkeiten bis 100 Stundenkilometer gemessen. Schäden aufgrund des Windes gab es laut Auskunft der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) bis zum Nachmittag nicht.

Abflauen des Sturms am Sonntagabend

Der Sturm über Österreich hat am Sonntag verbreitet Böen über 100 Stundenkilometer mit sich gebracht. So wurden laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an der Station Enns in Oberösterreich 140 Stundenkilometer gemessen, im steirischen Irdning waren es 138 Stundenkilometer. Für den Abend prognostizierten die Experten der ZAMG ein allmähliches Abflauen des Sturms.

In Mariazell waren es 132 Stundenkilometer, am Flughafen in Innsbruck 124, in Wien auf der Hohe Warte 118 und in Linz-Hörsching 117 Stundenkilometer. Noch etwas heftiger waren die Sturmböen an leicht erhöhten Standorten, wie am Buchberg mit 147 und auf den Leiser Bergen mit 143 Stundenkilometer. Beide Wetterstationen liegen in Niederösterreich auf rund 460 Meter Seehöhe. Auf den Bergen verzeichnete der Feuerkogel in Oberösterreich am Sonntag Orkanböen bis 179 Stundenkilometer. Am Sonnwendstein in Niederösterreich wurden 173 Stundenkilometer gemessen, am Jauerling in Niederösterreich 151 und am Dachstein 149.

Sturm brachte Rekorde in Österreich

Ganz vereinzelt brachte der Sturm sogar neue Rekorde, vor allem an jüngeren Messstationen. So sind die 140 Stundenkilometer in Enns ein neuer Stationsrekord. Der bisherige Rekord lag hier bei 121, gemessen am 31. März 2015. Die Wetterstation der ZAMG in Enns besteht seit 2008, hat also eine vergleichsweise kurze Messreihe. Messstationen mit längeren Reihen waren hingegen von den Rekorden deutlich entfernt. So liegt die Rekord-Sturmböe am Feuerkogel bei 207 Stundenkilometer, gemessen am 19. Jänner 2007 (Sturm Kyrill) und am 13. Jänner 2004.

Am Abend sollte der Sturm allmählich schwächer werden und im Laufe der Nacht dann abklingen. Am Montag sollten die höchsten Windspitzen um die 70 Stundenkilometer liegen, vor allem im Gebiet von Oberösterreich bis zum Nordburgenland.

APA/Red.

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