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Der große Unterschied bei den größten Verbänden

29-10-2017, 06:33

Sie hatten gedacht, dass die Ski-WM 2013 in Schladming ihr letzter Höhepunkt sein würde. Jedoch: 100 Tage vor Olympia 2018 startet Österreichs bester Sportverband immer noch mit derselben Führungsriege die Saison. Mit Präsident Peter Schröcksnadel, 76; mit Generalsekretär Klaus Leistner, 72; mit Medienchef Joe Schmid, 75; mit Sportdirektor Hans Pum, 63.

Während Schröcksnadel in den Nachbarländern von deren Ski-Präsidenten bewundert und sein Führungsstil zu kopieren versucht wird, hält sich hierzulande in der Social-Media-Generation die Begeisterung für den nimmermüden Alpen-Napoleon in Grenzen.

Schröcksnadel bevorzugt gnadenlos ehrenamtlich die Demokratur. Allein deshalb warten zur öffentlichen Demontage allzeit bereite Online-Medien nur noch auf einen ÖSV-Flop. Doch diesen Gefallen werden Schröcksnadels tüchtige Schneesportler den auf Veränderung drängenden Skeptikern nicht tun. Zu schlau hat Pum in seinem 41. ÖSV-Dienstjahr die Trainerriege zusammengestellt, mit dem aus der Schweiz heimgeholten Sepp Brunner einen neuen, kompetenten Abfahrtscoach installiert, aber vieles beim bewährten Alten belassen.

Völlig konträr zu Österreichs erfolgreichstem ist die Situation beim größten Sportverband. Beim ÖFB.

Der so mächtig gewesene Generaldirektor Alfred Ludwig pensioniert. Teamchef Marcel Koller weg. Dessen Co und Fußball-Akademiker Thomas Janeschitz weg. Sportdirektor Willibald Ruttensteiner weg. U-20-Teamchef (Andreas Heraf ist Sportchef in Neuseeland) schon vor (oder wegen?) Ruttensteiner weg. Medienchef Wolfgang Gramann weg.

Wie das Festhalten an den Funktionärs-Opas beim Skiverband finden Journalisten, denen man’s bekanntlich nie recht machen kann, auch die Personalroachaden im Fußball-Bund suspekt.

Ruttensteiner bekommt mittlerweile sogar Märtyrerstatus. Was auch damit zu tun haben kann, dass er gegenüber Meinungsmachern einen netteren Umgangston als gegenüber seinen Mitarbeitern pflegte.

Tatsache ist, dass der stets sehr initiativ gewesene Ruttensteiner zum Feindbild unzufriedener Landespräsidenten wurde. Die Groteske will es, dass der jetzt von Provinzfürsten Abgesägte 1999 selbst von Landespräsidenten in den ÖFB hineininterveniert worden war.

Windtners Wandel

Der (rote) sonst so kompromisslos gewesene ÖFB-Präsident Beppo Mauhart musste damals auf Druck schwarzer Landespräsidenten den außerhalb Oberösterreichs unbekannten Ruttensteiner als U-21-Teamchef installieren. Wobei sich der damalige OÖ-Präsident Leo Windtner als besonders hartnäckiger Ruttensteiner-Förderer erwies. Derselbe Windtner, der als ÖFB-Boss 18 Jahre später Ruttensteiner geopfert hat. Und der am Montag gemeinsam mit Ruttensteiner-Nachfolger Peter Schöttel den Namen des künftigen Teamchefs verraten wird.

Gleichgültig, ob er Franco Foda oder wider Erwarten anders heißt – der Neue hat einen Einstand ohne Vorurteile verdient, obwohl das im Land der acht Millionen Teamchefs unrealistisch ist.

Vielleicht kann Kollers Nachfolger Sympathiepunkte sammeln, wenn sich herumspricht, dass er deutlich weniger als sein Schweizer Vorgänger verdienen wird. Eine Monatsgage im sechsstelligen Euro-Bereich will der ÖFB nicht mehr zahlen.

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