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Schluss mit Ablenkung: Wiener Schulen sollen Handy-Verbot einführen

19-02-2025, 13:37

In Wien werden Volks- und Mittelschulen angehalten, ein Handyverbot für Unterricht und Pausen in ihre Hausordnungen aufzunehmen. Verbindlich ist die Regelung jedoch nicht.

Der Umgang mit Mobiltelefonen an Schulen sorgt immer wieder für Diskussionen. Derzeit gibt es in Österreich keine einheitlichen Vorgaben, wie Handys in Unterricht und Pausen genutzt werden dürfen. Jede Schule kann eigene Regelungen festlegen - und die meisten tun das bereits.

In Wien sollen nun Volks- und Mittelschulen gezielt dazu ermutigt werden, ein Handyverbot für Unterrichtszeit und Pausen in ihre Hausordnungen aufzunehmen. Dies kündigte NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr am Mittwoch an.

Handyverbot an Wiener Schulen: Erlass soll Regelungen erleichtern

Ein entsprechender Erlass werde in den kommenden Tagen veröffentlicht, hieß es aus dem Büro des Vizebürgermeisters gegenüber der APA. Während einige Schulen bereits funktionierende Regelungen hätten, würden sich andere Standorte zunehmend mit Problemen durch Handynutzung konfrontiert sehen. Daher habe Wiederkehr einen Expertenrat mit Lehrkräften, Schulleitungen, Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Fachleuten aus Medienpädagogik und Gesundheitspsychologie einberufen, um klare Spielregeln für den Umgang mit Smartphones, Smartwatches und ähnlichen Geräten im Schulalltag zu erarbeiten.

"Das Handy ist ein echter Konzentrationskiller im Klassenzimmer", betonte Wiederkehr. Im Expertenrat habe es breite Zustimmung für handyfreie Unterrichtszeit und Pausen gegeben. Allerdings soll die Nutzung von Mobiltelefonen für den Unterricht weiterhin erlaubt bleiben. Verstöße gegen die neuen Regeln könnten mit Verwarnungen, Mitteilungen an die Eltern oder einem Eintrag ins Klassenbuch geahndet werden. Entscheidend sei, alle Beteiligten – von Schülerinnen und Schülern bis zu den Lehrkräften – in die Umsetzung einzubinden.

Schulen können nicht zu Regelungen angewiesen werden

Tatsächlich ist es jedoch nicht möglich, den Schulen eine bestimmte Regelung vorzuschreiben. Das Bildungsministerium betonte in einem der APA vorliegenden Schreiben, dass Schulen bereits jetzt die Handynutzung räumlich und zeitlich einschränken dürfen. Die schulpartnerschaftlichen Gremien, bestehend aus Lehrer-, Schüler- und Elternvertretern, seien jedoch unabhängig und könnten nicht dazu verpflichtet werden, bestimmte Vorgaben in die Hausordnung aufzunehmen.

Eine aktuelle Umfrage des Bundesverlags Schulbuch (öbv) und der Universität Linz zeigt, dass bereits jetzt fast flächendeckend Regeln zur Handynutzung existieren. 53 Prozent der befragten knapp 1.000 Lehrpersonen gaben an, dass an ihrer Schule ein Handyverbot im Unterricht gilt, während weitere 40 Prozent von spezifischen Nutzungsregeln berichteten. Drei Viertel der Befragten befürworteten ein generelles Handyverbot an Schulen.

Kritik von ÖVP und Grünen: "Ablenkung von wichtigeren Themen"

Wiederkehrs Vorstoß wurde am Mittwoch von der ÖVP kritisiert. In einer Aussendung bezeichnete die Partei das Thema als „Ablenkungsmanöver“ und betonte, dass die Deutschförderung in Wiener Schulen oberste Priorität haben müsse. „Immerhin beherrscht in Wien die Hälfte der Schulanfängerinnen und -anfänger nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können“, so die ÖVP.

Auch die Grünen sprachen sich zwar grundsätzlich für handyfreie Schulklassen aus, hielten jedoch eine neue Verordnung für überflüssig. „Angesichts der Wiener Bildungskrise wäre Wiederkehr gut beraten, sich endlich um Lösungen zu kümmern, anstatt -PR zu betreiben“, so die Partei.

(APA/Red)

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